USA/Kanada 01.06.2024 - 30.06.2024

Reiseroute:

Denali NP (AK) - Talkeetna (AK) - Willow Creek SRA (AK) - Portage Lake (AK) - Seward (AK) - City of Kenai (AK) - Homer (AK) - Hope (AK) - Anchorage (AK) - Palmer (AK) - Tazlina (AK) - Valdez (AK) - Chitina (AK) - McCarthy (AK) - Glennallen (AK) - Tok (AK) - Beaver Creek - Burwash Landing - Haines Junction - Whitehorse - Carcross - Yukon Suspension Bridge - Carcross - Big Creek Campground - Watson Lake - Dease Lake - Stewart - Hyder (AK) - Stewart - Hazelton - Prince Rupert - Port Hardy

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Samstag, 01. Juni 2024

Denali NP (AK) - Parks Highway Mile 221

74 km

Traumhaftes Wetter und blauer Himmel erwartete uns, als wir die Rollos hochzogen. Ideales Wetter also für unsere geplante Tour heute.

Nachdem wir unser Mausmobil für die weitere Fahrt hergerichtet hatten, fuhren wir die Park Road etwa 20 km bis zum Mountain Vista Parkplatz. Hier war der Startpunkt für den Savage Alpine Trail. Zunächst führte dieser 6,4 km lange Weg durch den Wald.

Bald schon aber ging es steil über felsiges Gelände bergauf. Ab und zu störten auch hier Pfützen sowie Matsch unser Vorankommen. In der Ferne sahen wir Bergziegen. Als wir allerdings näher an den Ort der Sichtung herangekommen waren, waren sie verschwunden.

Nachdem wir 457 Höhenmeter überwunden hatten, hatten wir einen beeindruckenden Blick auf die Landschaft.

Mittlerweile hatten sich immer mehr Wolken gebildet und der Wind frischte auf. Wir hielten uns deshalb nicht lange auf und gingen zum Endpunkt des Weges. Der Abstieg war etwas kürzer als der Hinweg. Damit ging es für uns steiler durch die Felsen nach unten.

Am Parkplatz angekommen, nahmen wir den kostenlosen Shuttle Bus und ließen uns zu unserem Mausmobil zurückbringen.

Nach einer verspäteten Mittagspause fuhren wir ins Visitor-Center und sahen uns zwei Filme über den Denali NP an. Der eine sehr schön gemachte Film beschrieb die vier Jahreszeiten in diesem Park. Im Herbst muss es hier traumhaft sein, wenn die verschiedenen Farben einen Kontrast zum Weiß des Schnees auf den Bergen bilden. Im zweiten Film ging es um die Schlittenhundezucht, die hier von der Parkverwaltung betrieben wird. Wir fühlten uns an unseren Finnlandurlaub erinnert, wo wir mit einem Hundeschlitten mitfahren durften.

Für das Abendessen fuhren wir ein paar Meilen Richtung Süden und stärkten uns im Panorama Pizza Pub. Die Pizza war sehr lecker, aber sehr mächtig - und dabei hatten wir schon zweimal eine kleine Pizza bestellt. Wir ließen uns deshalb die restliche Pizza einpacken und haben somit schon das Abendessen für morgen fertig.

Leider konnten wir hier über Nacht nicht stehen und fuhren deshalb 2 km weiter auf einen Parkplatz, der zwar am Highway, aber auch am Fluss Nenana umgeben von Bergen liegt.

Wir waren nicht die einzigen Wohnmobilisten, die diesen Parkplatz für die Nacht nutzten.

Den Abend beschlossen wir mit einem Video. Und damit endete ein schöner Wandertag, den wir bestimmt morgen in unserem Beinen spüren werden.

 

Sonntag, 02. Juni 2024

Parks Highway Mile 221 - Willow Creek SRA

296 km

Zum Glück hatte über Nacht der Wind nachgelassen, der gestern Abend unser Mausmobil ordentlich durchgeschüttelt hatte. Wir hatten deshalb ruhig schlafen können.

Vor dem Frühstück gab es mehr Wolken als Sonne. Im Laufe des Tages besserte sich dieses Verhältnis allerdings deutlich.

Unser Weg führte uns heute weiter Richtung Süden. Den ersten Stopp legten wir am nördlichen Aussichtspunkt auf den Denali ein. Wir konnten ihn allerdings nicht sehen und fuhren deshalb umgehend weiter. Beim südlichen Aussichtspunkt hatten wir mehr Glück und nur wenige Wolken verdeckten die Sicht auf diesen gigantischen Berg.

Als nächstes machten wir einen Abstecher nach Talkeetna. Dieser kleine historische Ort ist heute perfekt touristisch ausgebaut. Restaurants und Geschäfte wechseln sich ab. Von der ehemaligen historischen Bausubstanz ist nicht mehr allzu viel zu sehen. Im Visitor-Center holten wir uns einen kleinen Stadtplan. Viele der dort angegebenen historischen Häuser sind allerdings nicht mit Schildern versehen, so dass wir manchmal rätseln mussten, welches Gebäude denn nun gemeint war. Auch hätte es eines Stadtplans nicht wirklich bedurft, denn der Ort besteht insgesamt aus etwa drei kleinen Straßen und die Informationen auf dem Plan waren überschaubar.

Da es Mittagszeit war, stärkten wir uns zunächst mit einem Elch- beziehungsweise Bisonburger. Diese waren außergewöhnlich lecker. Fast könnten wir sagen, dass es die leckersten Burger waren, die wir auf unserer Tour bislang gegessen haben.

Nachdem wir den Ort ausgiebig durchstreift hatten und auch in den Geschäften nichts gefunden hatten, was uns einen Kauf wert gewesen wäre, fuhren wir weiter in die Willow Creek NRA. Da dies ein staatlicher Stellplatz ist, sind die Gebühren dementsprechend niedrig.

Aufgrund des schönen Wetters nutzten wir noch unsere Gartenstühle, ehe uns die kühle Luft und die eine oder andere Mücke in unser Mausmobil scheuchte.

Nach dem Abendessen schauten wir noch die HEUTE-SHOW sowie den POLIZEIRUF 110 („Diebe“) an.

 

Montag, 03. Juni 2024

Willow Creek SRA - Portage Lake (AK)

234 km

Bis auf Schneefall hatten wir heute alle Arten von Wetter: Wolken, Sonne und Regen.

Auf unserem weiteren Weg Richtung Süden füllten wir in Wasilla unsere Vorräte auf. Hier bekamen wir auch endlich wieder unser alkoholfreies Bier in Büchsen. Flaschen sind in einem Reisemobil sehr unpraktisch, da sie klappern und kaputtgehen können.

Am Turnagain Arm stoppten wir am Beluga Point für unsere Mittagspause. Anschließend fuhren wir weiter durch die gebirgige Landschaft nach Portage. Im Begich-Boggs Visitor-Center schauten wir uns zunächst einen sehr gut gemachten Film über die Gegend an. Anschließend erkundigten wir uns nach Möglichkeiten für eine kleine Tour. Wir bekamen den Tipp, dass wir uns unbedingt den Portage Gletscher ansehen sollten. Dafür mussten wir durch einen mautpflichtigen Tunnel Richtung Whittier fahren.

Dieser Tunnel wurde während des Zweiten Weltkrieges als einspuriger Eisenbahntunnel angelegt. Mittlerweile können ihn aber auch Autos befahren. Es war ein spannendes Erlebnis, mit unserem Mausmobil durch diesen Tunnel zu fahren, denn die Beleuchtung in diesem über 3 Meilen langen sowie schmalen Tunnel ist nicht besonders stark und aufgrund der Gleise fühlte sich die Lenkung manchmal etwas schwammig an.

Kurz hinter dem Tunnel erreichten wir den Parkplatz für unsere kleine Wanderung. Wir waren im Visitor Center schon vorgewarnt worden, dass die Wege noch verschneit sein könnten und zogen deshalb unsere Wanderstiefel an. Dies war eine kluge Entscheidung, denn neben steilen Geröllanstiegen ging es durch stellenweise tiefen Schnee nach steil oben. Nach 2 Meilen hatten wir den höchsten Punkt erreicht und von dort einen guten Blick auf den Gletscher und den vorgelagerten See. Leider hatten wir eine geschlossene Wolkendecke, so dass das Blau des Himmels fehlte.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz regnete es zudem leicht. So sehr uns die Tour gefallen hatte, waren wir dann froh, wieder im warmen Mausmobil angekommen zu sein.

Anschließend drehten wir noch eine Runde durch Whittier. Da wir dort allerdings keinen einladenden Stellplatz für die Nacht fanden, fuhren wir durch den Tunnel zurück und stellten uns in der Nähe des Visitor-Centers direkt an den Portage See.

Nach dem Abendessen lasen wir noch etwas und beendeten damit diesen Tag inmitten der beeindruckenden Landschaft von Alaska.

 

Dienstag, 04. Juni 2024

Portage Lake (AK) - Seward (AK)

168 km

Das Wetter und die Wettervorhersage sind hier sehr ungenau. Für heute war eigentlich nicht das tolle Wetter vorhergesagt, das es dann wurde. Soll uns recht sein - die Wettervorhersage kann sich in dieser Richtung gerne häufig irren.

Die Strecke bis zu unserem Tagesziel Seward war sehr gut ausgebaut. Überhaupt sind die Straßen in Alaska in einem sehr guten Zustand und wo das nicht der Fall ist, wird repariert und gebaut. Es gibt daher kaum Schlaglöcher. Das einzige Hindernis können Bodenwellen sein, die aufgrund des tauenden Permafrostbodens entstehen.

In Seward angekommen, gingen wir zunächst in das Visitor-Center des Kenai Fjords NP. Dort holten wir uns Informationen bezüglich des Wanderweges zum Exit Gletscher. Anschließend buchten wir bei einem Anbieter für morgen eine Schiffsrundfahrt zu den Gletschern.

Da das Wetter heute sehr schön war, fuhren wir danach direkt zum Exit Gletscher. Wären wir vor 100 Jahren gekommen, hätten wir auf dem Parkplatz nicht stehen können, denn der Gletscher reichte damals bis hierher. So aber mussten wir ein ganzes Stück gehen, um den Gletscher beziehungsweise die Reste des ehemals mächtigen Gletschers aus der Ferne sehen zu können.

Wenn er weiter so taut, ist er in zehn Jahren wahrscheinlich verschwunden.

Wieder zurück beim Mausmobil, stärkten wir uns zunächst und fuhren anschließend wieder nach Seward. Dort machten wir einen Spaziergang durch die kleine Stadt. Anschließend stellten wir uns auf den Marathon Campground und genossen den restlichen Nachmittag in unseren Liegestühlen. Als der Wind zu kühl wurde, gingen wir nach drinnen und bereiteten uns auf das Abendessen vor. Heute ließen wir uns im Restaurant „Ray’s Waterfront“ bekochen. Immerhin sind wir hier am Meer und wollten deshalb ein Fischgericht essen. Am Nachmittag konnten wir sehen, welch große Fische hier gefangen werden.

Gut gestärkt gingen wir zurück zu unserem rollenden Heim. Allzu lange blieben wir nicht mehr wach, da wir morgen früh aufstehen müssen. Und damit endete ein weiterer interessanter Tag unserer Reise.

 

Mittwoch, 05. Juni 2024

Seward (AK)

0 km

Dieses Mal hatte der Wetterfrosch sich nicht getäuscht: Es regnete nahezu den ganzen Tag.

Da wir heute eine ganztägige Schiffstour gebucht hatten, um sowohl den Aialik Gletscher zu besichtigen als auch die Tierwelt im Kenai Fjords NP zu erleben, standen wir bereits früher auf. Frühstück hatten wir uns keines gerichtet, da dieses bei der Schiffstour inklusive war.

Wir kamen rechtzeitig bei Northern Latitude Adventures an und konnten uns aus den ausliegenden Lebensmitteln ein Frühstück zusammenstellen. Wir hatten diesen Anbieter gewählt, da maximal sechs Gäste an Bord des kleinen Schiffes sind. Bei den beiden großen Anbietern im Ort ist dies nicht der Fall. Natürlich schlug sich dies im Preis nieder, was wir aber in Kauf nahmen. Zudem hatte uns gefallen, dass für das Mittagessen speziell abgefragt wurde, ob wir irgendwelche Einschränkungen haben.

Nachdem uns der Kapitän in das Schiff eingewiesen hatte, legten wir ab und fuhren Richtung Aialik Gletscher. Unterwegs legten wir bei jeder Wal-Sichtung einen Stopp ein. 

Wir konnten Orcas, Buckelwale und Finnwale beobachten. Zudem hatten wir das Glück, mehrere Seeotter bei ihrem Treiben im Wasser zu betrachten. Es wurde aber auch an einem Felsen gehalten, wo wir besonders gut Papageientaucher sehen konnten. Zudem wies uns der Kapitän auf diverse außergewöhnliche Felsformationen hin. So war zum Beispiel ein Loch in einem Felsen wie die Schwanzfluke eines Wales geformt.

Der Gletscher kündigte sich bereits durch Eisbrocken im Wasser an. Auf einem dieser Eisbrocken saß ein Weißkopfseeadler und beobachtete die Umgebung. So etwas hatte selbst unser erfahrener Kapitän noch nicht erlebt. Als wir sehr nah an dem Tier dran waren, flog es auf und uns gelangen ein paar sehr gute Fotos.

Beim Aialik Gletscher angekommen, gab es das Mittagessen. Die belegten Sandwiches waren wirklich außergewöhnlich gut belegt. In der Nähe des Gletschers konnten wir mehrere Robben beobachten, die mit ihrem Nachwuchs auf den Eisschollen lagen.

Die Rückfahrt zurück nach Seward wurde noch mehrfach durch Wal-Sichtungen unterbrochen. Am späten Nachmittag erreichten wir wieder den Hafen und waren froh, die Tour bei diesem Anbieter gebucht zu haben. Wir hatten unterwegs die Schiffe der großen Anbieter gesehen, die an vielen Tier-Sichtungen einfach vorbei gefahren waren.

Wieder zurück im Mausmobil wärmten wir uns zunächst mit einem Whisky-Grog und ruhten uns aus. Nach dem Abendessen schauten wir noch einen österreichischen TATORT („Baum fällt“) an und beendeten damit diesen (trotz des schlechten Wetters) sehr schönen Tag.

 

Donnerstag, 06. Juni 2024

Seward (AK) - City of Kenai (AK)

172 km

Den verregneten Tag nutzten wir und besuchten das Alaska SeaLife Center in Seward. Die Anlage ist sehr schön gestaltet und hat einen großen Überwasserbereich, in dem die Wasservögel frei fliegen können.

Zudem befindet sich im selben Gehege ein über zwei Stockwerke reichender Unterwasserbereich, sodass man insbesondere die Papageientaucher sehen konnte, wie sie pfeilschnell durch das Wasser schossen. Was wir von den kleinen Kerlchen nicht gedacht hätten, war, dass diese den großen Fischen ganze Ecken aus der Schwanzflosse abbeissen - und das bei lebendigem Leib!

Das sah ganz schön brutal aus. Auf der anderen Seite gibt es in Afrika ja auch Vögel, die den Giraffen in den Hals picken und sich am Blut laben.

Neben diesem großen Gehege gab es noch eine Anlage für Seelöwen sowie Lachse. Zusätzlich waren unzählige kleinere Aquarien sowie die offenen Aquarien, wo man Seesterne, Garnelen und anderes Getier unter fachkundiger Aufsicht anfassen konnte, ausgestellt. Auf vielen Schautafeln wurde zudem das Ökosystem Meer anschaulich dargestellt. Das SeaLife Center war eine schöne Ergänzung zu unserem gestrigen Bootsausflug.

Nachdem wir genug gesehen hatten, fuhren wir Richtung Homer. Unterwegs warnten mehrere Schilder vor Elchen. Erschreckend fanden wir, dass seit Juli letzten Jahres auf dieser Strecke mehr als 171 Elche getötet worden waren. Wir sahen auch den Kadaver eines Elches im Straßengraben.

Für die Übernachtung stellten wir uns auf den Parkplatz von Walmart in City of Kenai, um morgen die kleine Stadt zu besichtigen. Kaum hatten wir unser Mausmobil abgestellt, riss die Wolkendecke auf und die Sonne kam hervor. Hoffentlich bleibt das so!

Nach dem Abendessen planten wir noch unsere weitere Route und versuchten vergeblich, die Fährgesellschaft in Kanada bezüglich unserer geplanten Inlandspassage von Prince Rupert nach Port Hardy zu erreichen, um das Datum zu verschieben.

 

Freitag, 07. Juni 2024

City of Kenai (AK) - Homer (AK)

134 km

Die Nacht war sehr ruhig gewesen, obwohl wir auf dem Parkplatz von Walmart standen und es dort nachts ab und zu Geräusche geben kann.

Nachdem wir erfolgreich unsere gebuchte Fähre nach Vancouver Island auf ein früheres Datum umbuchen konnten, besichtigten wir die Altstadt von Kenai. Diese besteht nur noch aus wenigen Häusern, einer russisch-orthodoxen Kirche sowie einer kleinen Kapelle.

Im Visitor-Center holten wir uns dazu einen kleinen Plan. Der Himmel meinte es gut mit uns und ließ die Sonne häufig zwischen den Wolken hervorlugen.

Als wir bei der Kirche ankamen, lud uns der Pfarrer in die Kirche ein und erklärte uns vieles aus der Geschichte dieses kleinen Gotteshauses, welches auf eine russische Gründung zurückging.

Anschließend besichtigten wir die übrigen alten Gebäude.

Nach dem Streifzug durch den Ort fuhren wir zu einem Reifenhändler, da unser rechtes Hinterrad etwas Luft verliert. Nachdem die Mechaniker den Reifen geprüft hatten, konnten sie Entwarnung geben: Der Reifen hat keinen Schaden. Wahrscheinlich hatte sich das Ventil etwas gelockert. Sicherheitshalber wurde dies ausgetauscht. Anschließend fuhren wir nach Homer. Unterwegs sichteten wir drei Elche, die im Wald in Ruhe fraßen. Da es keine Elche mit Geweih waren, hielten wir nicht extra an (Vor zwei Wochen hätten wir dies noch gemacht, aber wir sind mittlerweile anspruchsvoll).

In Homer fuhren wir auf einen RV Stellplatz, denn unsere Schmutzwäsche hatte wieder beachtliche Ausmaße angenommen. Wir haben einen Platz direkt an der Kachemak Bay mit tollem Blick auf die Berge im gegenüberliegenden gleichnamigen State Park bekommen.

Nach dem Abendessen sahen wir uns noch die letzte HEUTE-SHOW vor der Sommerpause an.

 

Samstag, 08. Juni 2024

Homer (AK)

6 km

Am Morgen hatten wir 3,7 bar statt 5,1 bar auf dem gestern überprüften Hinterrad - was ist denn hier los ? Zur Klärung fuhren wir nach dem Frühstück direkt zu einer Zweigstelle der Firma Alyeska Tire in Homer. Dort wurde der Reifen äußerlich noch einmal geprüft und kein Schaden festgestellt. Anschließend wurde er demontiert, die Felge sowie der Reifen (außen und innen) wurden gewaschen und gründlich begutachtet. Auch hier konnte der Mechaniker keine Löcher oder ähnliches feststellen, weshalb er alles wieder zusammensetzte und den Reifen montierte. Weshalb der Reifen Luft verlor, konnte er sich auch nicht erklären. Für diese Leistung wurde uns nichts in Rechnung gestellt. Jetzt hoffen wir, dass wir künftig keine Probleme mehr haben werden.

Anschließend erkundeten wir den kleinen Ort Homer. Historische Gebäude gibt es so gut wie keine mehr.

Dafür fanden wir für das Mittagessen ein sehr gutes Restaurant. Im „Wild Honey Bistro“ konnten wir uns mit sehr leckeren Sandwiches stärken.

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch den Ort und einem Besuch des Farmers Market gingen wir noch ein Stück am Strand, mit traumhaftem Blick auf die verschneiten Berge, spazieren.

Anschließend ruhten wir uns in unseren Liegestühlen mit ebenso einem Blick aus. Erst als der Wind unangenehm auffrischte, verzogen wir uns in unser Mausmobil.

Nach dem Abendessen sahen wir noch eine Folge des POLIZEIRUF 110 ("Nur Gespenster") an.

 

Sonntag, 09. Juni 2024

Homer (AK) - Seward Highway Mile 68

336 km

Unser Sorgenkind, der Reifen hinten rechts, hatte über Nacht seinen Druck behalten. Wir konnten deshalb nach dem Frühstück sofort an die Spitze der Halbinsel von Homer fahren. Der sogenannte „Spit“ ist eine sehr schmale Landzunge von etwa 4 Meilen Länge. Am Ende dieser Landzunge befinden sich einige nette kleine Häuser, in welchen sich vorwiegend Restaurants, Souvenirläden und Touranbieter befinden, sowie der Hafen.

Wir stellten unser Mausmobil auf einem ziemlich schrägen Parkplatz ab und erkundeten zu Fuß den für uns interessanten Teil des Spit.

Nach dieser Erkundung fuhren wir Richtung Anchorage. Unterwegs machten wir einen Abstecher zum kleinen Ort Hope. Dieser war uns von einer Mitarbeiterin im Visitor-Center von Homer empfohlen worden. Der Ort hatte seine Blütezeit während des Goldrausches, liegt malerisch am Turnagain Arm und ist von Bergen umgeben. Das Erdbeben von 1964 hatte den Boden um etwa 2 m abgesenkt, weshalb heute nur noch sehr wenige originale Häuser stehen, die meisten davon an der so genannten Hauptstraße. 

Witzigerweise gibt es aber auch noch eine zweite Straße (Die erste Straße hatten wir nicht gefunden). Nach einer knappen Stunde hatten wir den kompletten Ort besichtigt und fuhren weiter Richtung Anchorage. Unsere Fahrt währte jedoch nicht lange, denn plötzlich standen wir in einem Megastau. Es ging - wenn überhaupt - nur sehr langsam vorwärts. Da diese Straße die einzige ist, um die Halbinsel Kenai zu verlassen, nutzten wir die Gelegenheit und fuhren beim nächsten Parkplatz, der Turnagain Pass Rest Area, ab und stellten uns, wie viele andere Wohnmobilisten auch, für die Nacht hin. Als wir nach dem Abendessen hinaussahen, hatte sich die Lage nicht gebessert. Die Autos standen immer noch auf dem Highway, und es ging, wenn überhaupt, nur sehr, sehr langsam vorwärts. Internet haben wir auf diesem Parkplatz zwar keines, aber für die weitere Planung unserer Reise reichen unsere Unterlagen aus Papier.

 

Montag, 10. Juni 2024

Seward Highway Mile 68 - Anchorage (AK)

116 km

Heute Morgen war der Highway wieder frei. Wie wir später erfuhren, gab es gestern Nachmittag einen tödlichen Unfall auf dem Highway, weshalb dieser für etwa 6 Stunden gesperrt war.

In Anchorage angekommen, gingen wir zunächst in das Visitor-Center. 

Dort ließen wir uns Tipps für die Erkundung der Stadt geben. Da die Nationalparkverwaltung im Gebäude nebenan untergebracht ist, starteten wir dort unsere Besichtigung. Die Ausstellung über Alaska sowie die Filme sind wirklich sehr sehenswert. Unter anderem erfuhren wir, dass Alaska etwa 2,3fach so groß wie Texas ist. Wenn man sich jetzt vor Augen führt, dass die Nord-Südausdehnung von Texas etwa der Strecke von Dänemark nach Rom entspricht, dann bekommt man ein Gefühl für dieses riesige Land. Etwa ein Drittel von Alaska steht unter Naturschutz. Als das dazu nötige Gesetz damals von Präsident Carter unterzeichnet wurde, gab es in der Bevölkerung große Bedenken. Diese bestehen zum Teil heute noch. Allerdings scheint sich die Mehrheit mittlerweile damit arrangiert zu haben, da die Nationalparks gleichzeitig ein Touristenmagnet sind.

Die Stadt Anchorage selbst hat nicht so viele Sehenswürdigkeiten.

Wir waren deshalb - trotz eines Abstechers in eine Ulu-Factory (Ulu sind die traditionellen Messer der Inuit, die zum Häuten und Zerteilen der Wale, Fische etc. sowie zum Zubereiten und Zerkleinern der Nahrung genutzt wurden und werden) - bereits am späten Nachmittag mit der Besichtigung fertig.

Da wir morgen das Alaska Native Heritage Center besichtigen wollen, fuhren wir in diese Richtung und stellten uns in der Nähe auf den Centennial Campground. Eine Buchung ist hier nur online möglich. Inklusive Registrierung auf der Homepage dauerte dies bei uns fast 10 Minuten. Die Plätze befinden sich mitten im Wald und sind sehr einfach ausgestattet. Dafür kosten sie auch nur 25 $.

Nach dem Abendessen lasen wir noch ein bisschen und entspannten uns dabei.

 

Dienstag, 11. Juni 2024

Anchorage (AK) - Palmer (AK)

80 km

Nach einer ruhigen Nacht fuhren wir die kurze Strecke zum Alaska Native Heritage Center. Dort erwartete uns ein vielfältiges Programm. Unser Tag begann damit, dass uns junge Männer Disziplinen aus den sportlichen Wettbewerben der Alaska Natives zeigten. Es war faszinierend zu sehen, wie sie aus dem Stand weit beziehungsweise hoch springen.

Anschließend führten junge Mädchen traditionelle Tänze zu Gesang und Trommelklang vor. Auch hier wurde jeweils erläutert, was die Tänze beziehungsweise die Kleidungsstücke, die sie anhaben, bedeuten.

Nach diesen Vorführungen schlossen wir uns einer Tour durch das nebenan liegende Freigelände an. Rings um einen See gruppieren sich 6 verschiedene Gebäude, die das Leben der elf verschiedenen Hauptgruppen, der Native People in Alaska verdeutlichen. Unsere Führerin gab uns dazu sehr viele Informationen. Gleichzeitig konnten wir aber auch sehen, wie Kajaks hergestellt und wofür die einzelnen Fellarten verwendet werden und wie sie sich anfühlen. Des Weiteren konnten wir Totempfähle bewundern, die von den im südlichen Bereich von Alaska lebenden Native People hergestellt werden.

Die im Norden lebenden haben keine Totempfähle, da ihnen dazu das Holz fehlt.

Leider bot das Bistro keine traditionellen Speisen an, wie wir es bereits in den USA erlebt hatten. Wir stärkten uns deshalb in unserem Mausmobil. Anschließend sahen wir im Theater mehrere Kurzfilme über die in Alaska lebenden Native People an. Da der Regen mittlerweile aufgehört hatte, gingen wir noch einmal die Tour um den See und konnten ohne störende Besucher Fotos machen.

Es war schon später Nachmittag, bis wir das Gelände verließen. Uns hat es sehr gut in diesem kulturellen Zentrum gefallen.

Anschließend fuhren wir noch ein paar Kilometer bis nach Palmer und stellten uns auf einen Parkplatz am Matanuska River für die Nacht hin.

Nach dem Abendessen lasen wir noch ein paar Seiten und beendeten damit diesen interessanten Tag.

 

Mittwoch, 12. Juni 2024

Palmer (AK) - Tazlina (AK)

249 km

Nach einer nahezu ruhigen Nacht fuhren wir zunächst nach Palmer, da die Beschreibung im Reiseführer interessant klang. Bei der Fahrt durch die Straßen der Stadt fanden wir allerdings nichts, was unser Interesse geweckt hätte. Wir steuerten deshalb gleich unser nächstes Ziel, die Musk Ox Farm, an. Diese liegt etwas außerhalb von Palmer. Wir kamen gerade rechtzeitig zur ersten Führung zu den urwüchsigen arktischen Tieren, die nicht mit den Kühen, sondern mit den Ziegen verwandt sind.

Sie sind auch nicht zu verwechseln mit den Moschustieren, aus deren Drüsen der bekannte Duft gewonnen wird. Nur am Rande: In der Sprache der Inuit heißen die Moschusochsen Umimmaq „Tier mit Fell wie ein Bart“. Die Wolle dieser Tiere ist sehr weich und anschmiegsam. Diese mächtigen Tiere werden hier ausschließlich gehalten, um die Wolle zu gewinnen. Mehrere Kälber sorgten dafür, dass unser Besuch nicht langweilig wurde. Sie sprangen übermütig über die Weiden beziehungsweise wurden auch ab und zu von ihren Müttern zurechtgewiesen, wenn sie sich nicht an die Regeln hielten. Unser Guide erklärte uns dazu, dass in den Herden jedes Tier eine Aufgabe hat und die anderen Tiere darauf achten, dass es diese Aufgabe auch wahrnimmt. In der freien Natur ist dies überlebenswichtig, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Die männlichen Tiere werden großteils separat gehalten. Auch alte Tiere werden von den Herden abgesondert, damit sie stressfrei leben können. Wir waren froh, dass zwischen uns und den Tieren Zäune waren, denn in freier Wildbahn wollten wir diesen ungestümen Gesellen nicht begegnen.

Kaum war unsere Tour zu Ende, fing es (schon wieder) an zu regnen. Und dieser Zustand hielt den gesamten Tag über an. Selbst während des Mittagessens am Aussichtspunkt für den Matanuska Gletscher sahen wir diesen nur sehr diffus im Regen.

In Glennallen stoppten wir kurz und kauften frisches Gemüse für das Abendessen ein. Die Preise sind hier deutlich höher als in den größeren Städten wie Anchorage. So kostete hier zum Beispiel ein Liter des von uns verwendeten Orangensaftes statt fünf Dollar elf Dollar. Wir beschränkten uns deshalb auf das Nötigste und fuhren auf dem Richardson Highway weiter in Richtung Süden, wo wir uns an der Tazlina Boat Launch für die Nacht hinstellten.

Nach dem Abendessen spielten wir noch Karten und beendeten damit diesen „tierischen“ Tag.

 

Donnerstag, 13. Juni 2024

Tazlina (AK) - Valdez (AK)

188 km

Der nächtliche Regen hielt bis nach dem Frühstück an. Dann allerdings hörte es auf und es wurde von Stunde zu Stunde besser. Kurz nach der Abfahrt erreichten wir das Visitor-Center des Wrangell St Elias NP & Preserve. Wir wollten zwar heute den Park noch nicht besuchen, besorgten uns aber schon einmal Unterlagen für unseren Besuch in ein paar Tagen. Zudem sahen wir uns den sehr gut gemachten Film über diesen Park an. Seine Fläche ist größer als die der gesamten Schweiz. Es führen zwei Straßen hinein, von denen wir eine nutzen wollen, um zu den Gletschern zu gelangen. 

Nach diesem Stopp fuhren wir weiter Richtung Valdez. Nachdem wir den letzten Pass überwunden hatten, säumten viele Wasserfälle unseren Weg. Beim Brautschleier-Wasserfall nahmen wir unser Mittagessen ein.

Anschließend fuhren wir weiter in den kleinen Ort. Auf dem Bear Paw RV Park bekamen wir noch einen Stellplatz. Anschließend gingen wir in das Visitor-Center und ließen uns Tipps für unseren Aufenthalt in Valdez geben. Danach durchstreiften wir das Örtchen bei Sonnenschein und mit tollen Postkartenmotiven, für welche insbesondere der Hafen und die dahinter liegenden Schnee bedeckten Chugach Berge sorgten.

Da für morgen traumhaftes Wetter vorhergesagt ist (letztes Jahr gab es hier drei Sonnentage), versuchten wir beim Anbieter Lu Lu Belle für morgen noch zwei Plätze für eine Bootstour zu den Gletschern zu bekommen. Eigentlich waren keine Plätze mehr frei, aber da kurzfristig ein Paar abgesagt hatte, konnten wir deren Plätze einnehmen.

Nachdem wir uns in unseren Liegestühlen etwas ausgeruht hatten, gingen wir für das Abendessen einkaufen. Anschließend bereiteten wir unseren Grill für den Lachs vor.

Nach dem Abendessen schauten wir noch den POLIZEIRUF 110 („Cottbus Kopflos“) an.

 

Freitag, 14. Juni 2024

Valdez (AK)

0 km

Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein sowie angenehme Temperaturen, und das schon am Morgen - der Wetterfrosch hatte nicht gelogen! Da unsere Bootsfahrt durch die Fjord- und Gletscherlandschaft im Prince-William-Sound erst um 10:30 Uhr starten sollte, hatten wir ausreichend Zeit. Zudem war der Steg lediglich 100 m von unserem Stellplatz entfernt.

Als wir bei der LU LU BELLE ankamen, wartete schon eine lange Schlange. Ein bisschen erschraken wir, denn wir konnten uns nicht vorstellen, dass diese vielen Menschen an Bord des Schiffes passen beziehungsweise für jeden Gast genügend Platz sein soll, um die Gletscher beziehungsweise Tierwelt zu beobachten.

Unsere Befürchtungen waren allerdings unbegründet: Zunächst saßen wir auf dem Achterdeck. Dies war uns ganz recht, da wir nicht in den geheizten Salon wollten. Als es uns aufgrund des Fahrtwindes zu kühl wurde, wechselten wir auf das windgeschützte Oberdeck und genossen die Sonne. Unterwegs sahen wir wieder viele Seeotter im Wasser schwimmen.

Zudem umkreisten unser Schiff mehrere schwarz-weiße Delfine, die allerdings für Fotos viel zu schnell waren. Auch sahen wir einen Wal, der uns zwar nicht die kalte Schulter, dafür aber nur seinen Rücken zeigte. Das erste Highlight hatten wir an einem Strand mit Seelöwen. Diese machten einen Höllenlärm und die Männchen hatten ständig Stress, ihren Platz gegen andere Männchen zu verteidigen.

Kurze Zeit später erreichten wir die ersten Eisberge. Bei einem beachtlichen Exemplar stoppten wir und konnten Fotos machen. Danach fuhr unser Kapitän weiter durch die Eisfelder im Wasser. Bis zum Columbia Gletscher kamen wir allerdings nicht, da die Eismassen im Wasser zu viel für unser Schiff waren. So konnten wir uns nur bis auf 5 Meilen dem Gletscher nähern. Da die Sonne für Fotos allerdings günstig stand, konnten wir trotzdem gute Bilder machen.

Anschließend fuhren wir zu zwei kleineren Gletschern. Hier waren weniger Eisberge im Wasser, weshalb wir dicht an die Gletscher heran fahren konnten.

Nachdem wir ausgiebig Fotos gemacht und noch etwas verweilt hatten, um eventuell das Kalben des Gletschers zu erleben, fuhren wir zurück.

Nach über 9 Stunden erreichten wir wieder den Hafen von Valdez. Es war eine tolle Tour gewesen, an die wir noch lange zurückdenken werden.

Nach einem Abendessen in „The fat Mermaid“ sahen wir noch die Bilder des heutigen Tages durch und beendeten damit diesen schönen Tag.

 

Samstag, 15. Juni 2024

Valdez (AK) - Chitina (AK)

198 km

Heute hieß es Abschiednehmen von Valdez. Unser Weg Richtung Norden führte uns durch eine beeindruckende Bergwelt. Schneebedeckte Gipfel um uns herum, blauer Himmel und Sonnenschein - das war schöner, als wir es erwartet hatten.

Etwa 80 Meilen nach Valdez bogen wir auf die Straße zum Wrangell-St. Elias NP ab. Unsere Mittagspause nahmen wir an einem kleinen See ein. Unser Plan, anschließend in den Liegestühlen eine Siesta im Freien zu halten, wurde durch unzählige Mücken zunichte gemacht. Dazu fiel uns ein, dass Spötter behaupten, dass der Wappenvogel von Alaska eine Mücke sei.

Kurz vor Chitina kamen wir an den Liberty Falls vorbei. Diese waren sehr beeindruckend, aber auch hier nervten wieder die Mücken.

In Chitina suchten wir die Ranger Station der Nationalparkverwaltung auf. Neben einigen Tipps für unsere morgige Fahrt beziehungsweise die Touren, die wir dort machen wollen, bekamen wir den Tipp, zum O‘Brian Creek zu fahren und dort eine kleine Wanderung zu machen. Da es nicht weit dorthin und das Wetter schön war, befolgten wir diesen Rat. Die Gegend hier scheint sehr viele Lachse zu haben, denn ständig sahen wir Angler, die in großen Kühlboxen ihren Fang transportierten. Am Fluss direkt an unserem Platz für die Nacht wurden die Fische gleich filetiert. Unzählige Möwen und mehrere Adler beobachteten das Geschehen und vertilgten gleich die Reste, die von den Anglern ins Wasser geworfen wurden.

Der Wanderweg führte mehr oder weniger entlang der ehemaligen Bahnstrecke, die bis 1938 die Kennecott Kupfermine bediente. Störend waren nur die vielen ATV, die die Strecke nutzten, um zu ihren Angelplätzen zu gelangen. Viele bremsten zwar ab, um die Staubentwicklung zu minimieren, aber bei manchen wurden wir sehr eingestaubt. Auf unserem Weg kamen wir an Relikten der ehemaligen Eisenbahnstrecke entlang.

Am Eskilida Creek drehten wir um. Wieder zurück beim Mausmobil hatte der Wind aufgefrischt und staubte die gesamte Gegend ein. Es war fast egal, ob wir unsere Tür geschlossen oder offen hielten - der Staub kam durch jede Ritze.

Nach dem Abendessen schauten wir noch ein bisschen den Anglern zu, wie sie bis in den späten Abend hinein ihren Fang filetierten und würfelten noch ein paar Runden.

 

Sonntag, 16. Juni 2024

Chitina (AK) - McCarthy (AK)

99 km

Die Nacht war ruhig, denn die Angler waren anscheinend alle zu Hause. Nur die Möwen machten etwas Radau. Ab und zu stieß ein Adler aus der Luft in die am Boden sitzenden Möwen, um sich Nahrung zu sichern. Dann wurde es kurzfristig lauter.

Nachdem wir unsere Frontscheibe von Staub, toten Mücken und Hinterlassenschaften der Möwen gereinigt hatten, fuhren wir los. Auf der rumpeligen Straße nach McCarthy machten wir langsam, um unser armes Mausmobil zu schonen. Auf den geteerten Abschnitten mussten wir besonders aufpassen, da auch hier der tauende Permafrostboden für Bodenwellen sorgte. Bei den ungeteerten Abschnitten waren es die Schlaglöcher, die unsere Aufmerksamkeit verlangten. Sehr oft hielten wir an, denn die grandiose Landschaft um uns herum verlangte förmlich nach Bildern.

In McCarthy angekommen, stellten wir uns direkt am Flussufer auf den Base Camp Campground. Es gibt dort keinerlei Ausstattung, nicht einmal Mülleimer sind vorhanden. Schläft man nicht in seinem Fahrzeug, kosten 24 Stunden 12 $. Schläft man in seinem Fahrzeug, kosten 24 Stunden 35 $. Eine seltsame Preisgestaltung.

Nach dem Mittagessen gingen wir das kurze Stück in den kleinen Ort McCarthy. Dieser hat seine besten Tage schon seit langem hinter sich.

Allerdings ist er immer noch Anziehungspunkt für viele Wanderer, die den Gletscher und Nationalpark erkunden wollen.

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch den Ort sowie einer Stärkung in Form einer großen Eistüte nahmen wir den Shuttle nach Kennicott NHL. Die Gebäude der ehemaligen Kupfermine werden heute von der Nationalparkverwaltung so gut es geht gepflegt und in Stand gehalten. Einige dieser Gebäude sind als Museum gestaltet und können besichtigt werden.

Viele sind allerdings zerstört, da sie nach Schließung der Mine bis zur Übernahme durch die Nationalparkverwaltung „sich selbst überlassen wurden“.

Nachdem wir alles durchstreift hatten, fuhren wir mit dem Shuttlebus zurück. Es gibt hier im Ort zwei Shuttle: Ein Betreiber nutzt einen modernen Kleinbus und verlangt 20 $ pro Tag. Der andere nutzt einen ehemaligen Schulbus und nimmt pro Fahrt 5 $.

Zurück beim Mausmobil nutzten wir das schöne Wetter und entspannten uns noch bis zum Abendessen in der Sonne beziehungsweise im Mausmobil. Dank unseres Mückensprays ließ es sich draußen aushalten.

Nach dem Abendessen schauten wir noch den POLIZEIRUF 110 („Kleine Boxen“) an.

 

Montag, 17. Juni 2024

McCarthy (AK)

0 km

Heute wollten wir den Root Gletscher erkunden. Das dazu notwendige schöne Wetter holte uns bereits vor dem Klingeln des Weckers aus dem Bett.

Mit dem Shuttle fuhren wir nach Kennecott und gingen zum Einstiegspunkt des Wanderweges. Sicherheitshalber hatten wir unsere Spikes und Wanderstöcke mitgenommen. Der Wanderweg zum Gletscher führte uns durch den Wald und dauerte etwa eine Stunde.

Also genügend Zeit für die Mücken, sich ihr Frühstück bei uns abzuholen. Wir hatten uns zwar eingesprüht und Kopfnetze übergezogen, aber das half nur bedingt.

Beim Gletscher angekommen, hörte die Mückenplage sofort auf. Die Temperatur sank auch fühlbar, aber bei dem traumhaften sonnigen Wetter machte uns das nichts aus. Es war ein fantastisches Gefühl, durch diese Welt aus Eis zu gehen.

Dank unserer Spikes unter den Wanderschuhen hatten wir genügend Trittsicherheit. Immer wieder querten wir kleine Wasserläufe, die sich an der Oberfläche des Gletschers entlang schlängelten. Auch kamen wir häufig an kleineren Seen vorbei, die in einem fantastischen Blau schimmerten.

Um nicht auf dem blanken Eis sitzen zu müssen, gingen wir für das Mittagessen neben den eigentlichen Gletscher. Dort konnten wir uns auf von der Sonne erwärmte Steine setzen. Gut gestärkt ging es anschließend wieder zurück. Hier mussten wir einige Umwege laufen, da diverse Gletscherspalten zu groß waren, um sie queren zu können.

Nach insgesamt 2,5 Stunden verließen wir das Eis der Gletscherzunge wieder. Es war eine wunderschöne Wanderung, auch wenn wir hinterher ganz schön schlapp waren. Dieses auf dem Eis gehen war doch anstrengender, als wir gedacht hatten.

Für den Rückweg nach Kennecott nutzten wir denselben Weg durch den Wald wie heute Morgen. Nach insgesamt über 4,5 Stunden waren wir wieder am Busplatz angekommen. Zum Glück fanden wir eine Bank im Schatten und konnten uns bis zur Ankunft des Shuttle ausruhen.

Zurück beim Mausmobil spannten wir die Markise auf und belohnten uns mit einem leckeren eisgekühlten Drink. Als am späten Nachmittag die Mückenplage trotz diverser Räucherkerzen zu stark wurde, gingen wir in unser Mausmobil.

Nach dem Abendessen schauten wir noch dem Eberhofer-Krimi „Dampfnudelblues“ an. Macht immer wieder Spaß!

 

Dienstag, 18. Juni 2024

McCarthy (AK) - Alaska Highway Tetlin Bridge (AK)

438 km

Trotz des schönen Wetters verließen wir heute den Wrangell-St. Elias NP, denn neue Ufer warteten auf uns. Die ersten 60 Meilen fuhren wir wieder vorsichtig die unbefestigte Straße nach Chitina zurück. 

Der anschließende Highway nach Glennallen ließ sich dagegen sehr gut fahren. In Glennallen tankten wir und fuhren weiter Richtung Tok. Die Straße dorthin, der Tok Shortcut, war wegen der Bodenwellen aufgrund des unterschiedlich tauenden Permafrostbodens stellenweise eine Herausforderung. Bei diesen Bodenwellen mussten wir sehr vorsichtig fahren, um das Fahrzeug nicht aufzuschaukeln. Da sich der Himmel mittlerweile leicht bewölkt hatte, konnten wir die Berge des Wrangell-St. Elias NP rechts neben uns bald nicht mehr gut sehen. Die höchsten Gipfel waren leider in Wolken gehüllt. Schade, denn es sind schon sehr imposante Berge.

In Tok angekommen, kauften wir ein. Als wir den Supermarkt verließen, stand neben uns das weitgereiste Wohnmobil von Ann-Carolin und Joachim aus Leverkusen.

Wir hatten uns viel von unseren Reisen und den damit verbundenen Erlebnissen zu erzählen, weshalb es früher Abend wurde, ehe wir weiterkamen. Es waren eben sehr kurzweilige und interessante Gespräche. Ein paar Kilometer außerhalb von Tok stellten wir uns auf den Boat Launch bei der Tetlin Bridge für die Nacht hin. Dies scheint ein bekannter Übernachtungsplatz zu sein, denn außer uns standen noch drei weitere Wohnmobile dort.

Nach dem Abendessen lasen wir noch ein paar Seiten und beendeten damit diesen Tag.

 

Mittwoch, 19. Juni 2024

Alaska Highway Tetlin Bridge (AK) - Burwash Landing

329 km

Nach einer ruhigen Nacht lockte uns wieder ein sonniger Tag aus unserem Mausmobil. Der Alaska Highway war nicht einfach zu fahren, da die Bodenwellen stellenweise fürchterlich waren. Auch verhinderten viele Schlaglöcher ein schnelles Vorankommen. Es wird zwar fleißig die Straße repariert und neu gebaut, aber um alles zu reparieren, ist die Strecke einfach zu lang.

Um die Mittagszeit erreichten wir die Grenze. Zwischen dem US-amerikanischen Zoll und dem kanadischen Zoll liegen etwa 20 km. Die Einreise nach Kanada gestaltete sich - wie in der Vergangenheit auch - einfach.

Unseren ersten Stopp machten wir in Beaver Creek. Beim dortigen Visitor-Center konnten wir gratis einwandfreies Trinkwasser in unseren Tank füllen. Zudem holten wir uns dort noch einige Informationen über den weiteren Verlauf des Alaska Highway.

Obwohl die Uhrzeit nun wieder eine Stunde zurückgestellt ist, hatten wir noch genügend Zeit und fuhren deshalb bis nach Burwash Landing weiter. Dort stellten wir uns auf den Parkplatz des Kluane Museum of History neben die weltgrößte Goldwaschpfanne.

Den Tipp für diesen Übernachtungsplatz hatten wir aus dem Visitor-Center in Beaver Creek mitgenommen.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir in unseren Gartenstühlen in der Sonne.

Nach dem Abendessen lasen wir noch ein paar Seiten und sahen unsere Bilder durch. Leider verpassten wir dadurch den Grizzlybären, der auf der anderen Strassenseite vorbeiging. Wir sahen ihn nur noch im Gebüsch verschwinden. Schade!

 

Donnerstag, 20. Juni 2024

Burwash Landing - Whitehorse

283 km

Auch heute Morgen schien wieder die Sonne, aber einige Wolken am Horizont deuteten einen Wetterumschwung an. Wir ließen uns davon nicht beirren. Vor der Abfahrt gingen wir noch in das kleine Kluane Museum of History. In sehr schön gestalteten Diorahmen wird die heimische Tierwelt dargestellt.

Alles sieht sehr lebensecht aus. Neben diesen wirklich wunderschönen Schaukästen gibt es auch diverse zu den Ureinwohnern. Auch diese sind sehr liebevoll gestaltet.

Nachdem wir uns genug umgesehen hatten, fuhren wir weiter Richtung Whitehorse. Ringsum sahen wir unendlich viel Wald, immer wieder teils schneebedeckte Berge und die Straßenränder waren mit unzähligen farbenfrohen Blüten gesäumt.

Allerdings verlangten auch heute wieder Bodenwellen und Straßenarbeiten unsere volle Aufmerksamkeit.

In Haines Junction hielten wir kurz an und besichtigten die apostolische und die römisch-katholische Kirche. Die apostolische Kirche wurde wie ein Blockhaus erbaut. Auch der Kircheninnenraum sieht aus wie ein Blockhaus, selbst das Kreuz ist aus zwei einfachen Hölzern gebaut. Die römisch-katholische Kirche wurde unter Verwendung eines früheren Hangars der Armee erbaut. Etwas Ähnliches hatten wir auf den Orkney-Inseln schon einmal gesehen. Dort war die Kirche allerdings von italienischen Kriegsgefangenen ausgemalt worden. Hier dagegen dominierte Holz, welches der kleinen Kirche einen sehr heimeligen Anstrich verpasste.

In Whitehorse angekommen, kauften wir zunächst ein. Anschließend fuhren wir auf den Campground, welchen wir bereits schon vor einigen Wochen besucht hatten und für gut befunden hatten.

Nachdem wir die Wäsche gewaschen hatten, grillten wir Lachs und Gemüse und ließen bei einer Flasche Wein den Abend ausklingen.

 

Freitag, 21. Juni 2024

Whitehorse

0 km

Heute ließen wir den Tag langsam angehen. Nach dem Frühstück gingen wir zu Fuß nach Whitehorse hinein. Der Weg entlang der Straße ist zwar nicht besonders schön, aber dank des Fahrradstreifens hatten wir genügend Platz. Unser erstes Ziel war die SS Klondike.

Aktuell wird dieses Schiff gerade restauriert und ist noch mehrere Jahre für die Öffentlichkeit gesperrt. Wir konnten uns allerdings einen sehr gut gemachten Film über die Flussschifffahrt in früheren Zeiten ansehen. Anschließend führte uns ein Mitarbeiter der Parkverwaltung - gekleidet in eine Offiziersuniform aus den 1930er - um das Schiff herum. Er erzählte dabei vieles über die damalige Schifffahrt. So erfuhren wir zum Beispiel, dass eines der Hauptgüter Orangen waren. Damit diese nicht vergammeln, wurden sie in der Nähe des Schaufelrades gelagert. Das kalte Wasser, welches von diesem Schaufelrad aufgewirbelt wurde, kühlte die Luft so runter, dass die Orangen frisch blieben.

Nach dieser wirklich sehr interessanten Führung aßen wir zu Mittag und gingen anschließend weiter zur Yukon Brauerei. Dort hatten wir für 15:00 Uhr Tickets für eine Brauereiführung bekommen. Da wir früh dran waren, konnten wir bereits im Vorfeld schon einmal die Biere vom Fass und die verschiedenen Whiskys, die dort auch gebrannt werden, probieren.

Die anschließende Führung war sehr informativ. Interessanterweise bezieht die Brauerei fast alle Ingredienzen aus Deutschland beziehungsweise England. Die Brennblase für den Whisky stammt ebenso aus Deutschland und wurde passenderweise Carl getauft.

Nach der Führung hatten wir noch einmal die Gelegenheit, die hier hergestellten und in Dosen abgefüllten  Biere zu verkosten. Dabei kamen wir in ein intensives Gespräch mit einem anderen Paar, welches ebenso an der Führung teilgenommen hatte. Beide sind Lehrer und kommen aus dem Norden Kanadas.

Es war schon sehr später Nachmittag, als wir die Brauerei verließen.

Nachdem wir wieder zu unserem Mausmobil zurückgekehrt waren, machten wir uns Pizza auf dem Gasgrill. Da wir den Teigboden bereits gestern vorbereitet hatten, ging es relativ schnell. Anschließend setzten wir uns mit zwei österreichischen Paaren zusammen und unterhielten uns über das Reisen mit dem Wohnmobil und über „Gott und Welt“. Es war bald Mitternacht, bis wir in unser Mausmobil zurückkehrten. Und damit endete ein sehr interessanter und unterhaltsamer Tag.

 

Samstag, 22. Juni 2024

Whitehorse - Klondike Highway/Conrad Road

182 km

Heute hatten wir uns den Wecker etwas später gestellt, da ansonsten unser Schönheitsschlaf zu kurz gekommen wäre.

Nachdem wir unser Mausmobil reisefertig gemacht hatten, kauften wir noch ein, tankten und füllten die Gasflasche auf. Anschließend fuhren wir Richtung Skagway. Leider hatten wir heute nicht so schönes Wetter wie beim letzten Mal, als wir diese Strecke gefahren waren. Der Emerald Lake zum Beispiel schimmerte nicht so farbenfroh, da es regnete und der Himmel mit dunklen Wolken bedeckt war.

In Carcross hielten wir nicht an, da wir den Ort bereits beim letzten Mal besichtigt hatten. Die Strecke Richtung Skagway ist sehr gut ausgebaut und in einem top Zustand. Bei der Yukon Suspension Bridge drehten wir um, da wir ansonsten Kanada verlassen hätten. Dies wollten wir nicht, da wir von anderen Wohnmobilisten gehört hatten, dass sie bei der Einreise nach Alaska alle Lebensmittel inklusive Feuerholz entsorgen mussten. Dies wollten wir uns ersparen. Wir nutzten aber die Gelegenheit und besichtigten die Hängebrücke kurz vor dem Grenzübergang.

Von der Brücke aus bot sich uns ein spektakulärer Blick auf den in der Tiefe rauschenden Fluss.

Nachdem wir das Gelände erkundet hatten, stärkten wir uns und fuhren anschließend Richtung Carcross zurück. Unterwegs sahen wir unseren ersten Schwarzbären seit dem Verlassen von Alaska. Er verschwand allerdings sehr schnell im hohen Gras. 

Da der Himmel etwas aufgerissen war, hielten wir unterwegs an und stellten uns inmitten der Natur für die Nacht hin. Anschließend machten wir einen Spaziergang zum Tagish Lake. Am Ufer angekommen, ließen wir unsere Fußsohlen von den Kieselsteinen massieren, als wir dort entlang liefen.

Wieder zurück beim Mausmobil lasen wir und ließen den Tag gemütlich ausklingen.

 

Sonntag, 23. Juni 2024

Klondike Highway/Conrad Road - Big Creek Campground

368 km

Der Tag heute war grau in grau und es regnete überwiegend. Aber zwei Highlights hatten wir: Das erste kam kurz nach der Abfahrt in Form eines Schwarzbären am Straßenrand. Wir schafften es sogar, ein paar Fotos von ihm zu machen, bevor er im Gebüsch verschwand. Das zweite Highlight wartete bei Johnsons Crossing auf dem Alaska Highway, wo wir uns - wie schon vor ein paar Wochen - große Zimtrollen holten. Aber von Anfang an:

Nach der Abfahrt stoppten wir kurz in Carcross, da wir dort Internet hatten und unsere Mails durchsehen konnten. Anschließend fuhren wir den Tagish Highway. Dieser war uns als besonders sehenswert im Visitor-Center empfohlen worden. Wir hatten zwar regnerisches Wetter, aber dennoch waren wir gespannt. Am Ende des Tagish Highways hatten wir aufgrund der vielen Bäume rechts und links der Straße von der Landschaft beziehungsweise den Seen so gut wie nichts gesehen. Selbst wenn es sonniges Wetter gehabt hätte, hätten wir aufgrund der hohen Bäume auch nichts gesehen. Dafür war die Fahrbahn in gutem Zustand.

Wieder auf dem Alaska Highway angekommen, ging es flott voran. Auffällig waren die vielen Wohnmobile aus Europa, die uns entgegenkamen. Noch vor ein paar Wochen waren wir das einzige exotische Kennzeichen aus Deutschland. Auch in Johnsons Crossing, wo wir vor ein paar Wochen weitergefahren waren, da die Waschmaschinen aufgrund von Eis nicht in Betrieb waren, war der Campground nahezu voll. Da die Zimtschnecken allerdings täglich frisch gebacken werden, bekamen wir noch welche. Diese waren heute eine leckere Abwechslung beim Nachmittagskaffee.

Normalerweise legen wir keine Kaffeepause mit Kuchen ein, aber heute konnten wir nicht widerstehen.

Am späten Nachmittag hatten wir keine Lust mehr, weiter zu fahren und bogen auf den Big Creek Campground ab. Dieser ist in staatlicher Hand und dementsprechend günstig. Wir hatten sogar denselben Stellplatz wie beim letzten Mal. Der einzige Unterschied war, dass heute kein Schnee mehr lag.

Obwohl die Mücken gefräßig waren, reinigten wir mit viel Wasser aus der Pumpe notdürftig unser Mausmobil vom Schlamm der vergangenen Offroad-Strecken. Jetzt sieht es wieder halbwegs manierlich aus.

Aufgrund der sehr mächtigen Zimtschnecken ließen wir das Abendessen ausfallen. Stattdessen lasen wir und spielten noch ein paar Runden Karten.

 

Montag, 24. Juni 2024

Big Creek Campground - Cottonwood North Rest Area

274 km

Über Nacht hatte der Regen aufgehört. Der Himmel war zwar noch bewölkt, aber schon deutlich heller als gestern.

Bis nach Watson Lake war es nicht weit. Als erstes fuhren wir zum Northern Light Center, welches tatsächlich geöffnet hatte. Vor ein paar Wochen war es wegen fehlenden Personals noch geschlossen. In einem 360° Kino werden zwei Filme zum Thema Nordlichter gezeigt. Diese sind sehr ansprechend gemacht, auch wenn der Kommentator aufgrund der geringen Lautstärke häufig kaum zu verstehen war. Da wir die einzigen Gäste waren, trauten wir uns, nach Herzenslust zu fotografieren.

Die Bilder der Nordlichter waren sehr beeindruckend. Vielleicht haben wir irgendwann einmal das Glück, selbst welche zu sehen.

Nach diesem optischen Highlight gingen wir Einkaufen und ins Visitor-Center, um das dort vorhandene Internet zu nutzen. Es ist zwar nicht stark, aber besser wie keines.

Bevor wir Watson Lake verließen, schauten wir noch einmal nach unserem Kennzeichen, welches wir seinerzeit im Schilderwald angebracht hatten. Es ist noch da und unbeschädigt.

Da die Anzahl der Besucher heute deutlich höher war als beim letzten Mal, hörte man es aus allen Ecken hämmern. Die aktuelle Zahl von 100.000 Schildern wird deshalb bald Geschichte sein.

Nachdem wir noch Motoröl gekauft und nachgefüllt hatten und - oh Wunder - unsere Ölanzeige plötzlich etwas anzeigte, fuhren wir den Stewart-Cassier Highway Richtung Süden. Unser Weg führte uns zwischendurch wieder kilometerweit an verbrannten Wäldern vorbei. Aber das erste zarte Grün sprießt schon wieder hervor. Einige Kilometer hinter dem Simmons Lake bogen wir zu einer ausgeschilderten Rest Area am Bass Creek ab. Hier fanden wir einen sehr schönen einsamen Platz direkt am Fluss. Mal schauen, ob uns Elche besuchen, denn ihre Hinterlassenschaften sind rund um unser Mausmobil herum verstreut.

Nach dem Abendessen lasen wir zunächst ein paar Seiten in unseren Büchern und spielten anschließend noch ein bisschen Kniffel. Damit beendeten wir diesen - nahezu ausschließlichen - Fahrtag.

 

Dienstag, 25. Juni 2024

Cottonwood North Rest Area - Mehan Lake Rest Area

338 km

Ab und zu regnete es in der Nacht noch. Der Tag allerdings blieb trocken, auch wenn die Sonne heute ein selten gesehener Gast am Himmel war. Dafür zeigten sich vermehrt die Bären. Insgesamt viermal sahen wir die pelzigen Tiere, sowohl Grizzly- als auch Schwarzbären.

Außerdem begegneten uns noch zwei Füchse, die die Straße querten. Insgesamt also einerseits ein sehr tierischer und andererseits ein sehr grüner Tag. Gefühlt fuhren wir durch einen schier nicht enden wollenden Wald und an unzähligen Seen entlang und im Hintergrund sorgten die Berge für das I-Tüpfelchen.

In Dease Lake tankten wir teuren Diesel, bekamen aber das Trinkwasser gratis dazu.

Ein Teil des Stewart-Cassier Highway war im Herbst 2023 vollständig neu geteert worden. Dennoch zeigten sich an der ein oder anderen Stelle schon wieder Risse. Der Boden hier ist eben ständig in Bewegung durch Gefrieren und Auftauen. Wir kamen aber gut vorwärts und legten unsere Mittagspause an einem der Seen ein. Eine traumhafte Kulisse direkt neben unserem Mausmobil.

Für die Nacht fanden wir auf dem unteren Teil der Rest Area am Mehan Lake einen sehr schönen Stellplatz. Es hätte ein perfekter Platz sein können, wenn nicht unzählige Mücken unser Mausmobil umschwirrt hätten. So war an ein Sitzen in der freien Natur nicht zu denken. Wir zogen deshalb den Mückenvorhang vor, zündeten Räucherkerzen an und blieben in unserem rollenden Heim mit Blick auf den See.

Nach dem Abendessen spielten wir noch ein paar Runden Backgammon und ließen damit diesen Tag ausklingen.

 

Mittwoch, 26. Juni 2024

Mehan Lake Rest Area - Stewart

177 km

Die Mückenplage ist schon furchtbar! Wir hatten zwar über Nacht keine im Mausmobil, aber kaum öffneten wir am nächsten Morgen die Tür, um an unsere Garage zu gelangen, stürzten sich die Biester auf uns.

Zu unserem Tagesziel Stewart hatten wir nicht allzu weit zu fahren. Unterwegs sahen wir auch den „üblichen Beweisbären“. Für ein Foto war er allerdings zu schnell verschwunden. Überhaupt ist der Straßenrand mittlerweile fast mannshoch bewachsen. Es ist deshalb schwer, Tiere frühzeitig zu sehen.

Die Straße nach Stewart war sehr gut ausgebaut und führte uns an Gletschern vorbei Richtung Meer. 

In Stewart angekommen, parkten wir beim kleinen Visitor-Center. Anschließend schlenderten wir durch die Straßen des kleinen Ortes. Stellenweise scheint hier die Zeit stehengeblieben zu sein. Eine nette Idee hatte das Ripley Creek Inn Hotel, indem es ältere kleine Häuser hergerichtet hat und als Zimmer/Ferienhäuser vermietet. Zwischen den Gebäuden stehen viele ehemalige Arbeitsgeräte, Boote und Fahrzeuge. Selbst ein Trabbi aus der DDR hat es hierher geschafft und ein neues Fahrgestell bekommen.

Nachdem wir diesen kleinen pittoresken Ort durchstreift hatten, fuhren wir über die Grenze nach Hyder in Alaska. Dies ist der einzige Grenzübergang in die USA, wo man ohne Kontrolle einreisen kann. Nur bei der Rückreise nach Kanada wird man vom kanadischen Zöllner kontrolliert. Hyder selbst bezeichnet sich als freundlichste Geisterstadt von Alaska. Viele der Häuser sind zu verkaufen beziehungsweise machen einen verfallenen Eindruck.

Nur ein Geschäft hatte geöffnet, als wir dort waren. Mit der Besitzerin hatten wir ein längeres Gespräch über guten Whisky. Auslöser dieses Gesprächs war, dass wir an der Bar im Ort etwas von „Hyderation“ gelesen hatten. Nach ihren Worten ist das ein billiger Fusel, den man nicht geniest, sondern einfach runter kippt.

Etwas außerhalb des Ortes liegt der Tongass National Forest. Hier wurde ein etwa 200 m langer hölzerner Steg mit Geländer angelegt, um gefahrlos Bären beim Angeln nach Lachsen zusehen zu können. Als wir suchend den Steg entlang gingen, waren aber weder Lachse noch Bären zu sehen.

Anschließend fuhren wir wieder über die Grenze zurück nach Kanada. Der kanadische Zollbeamte nahm seinen Job sehr ernst. Da wir aber auf alle seine Fragen zufriedenstellend antworten konnten, durften wir problemlos wieder nach Kanada einreisen.

Für die Nacht stellten wir uns auf den Parkplatz des Visitor-Centers. Sicherheitshalber fragten wir einen vorbeikommenden Polizisten, ob dies in Ordnung sei. Er versprach uns, uns diese Nacht nicht zu kontrollieren.

Für das Abendessen gingen wir in das nebenan gelegene Restaurant El Tostador. Das Essen war sehr lecker, die Margaritas sehr gut gemischt und wir bereuten es keinen Augenblick, hier gegessen zu haben.

Mit einem Espresso aus unserer HandPresso Maschine beendeten wir den Abend im Mausmobil.

 

Donnerstag, 27. Juni 2024

Stewart - Yellowhead Highway km 181

380 km

Obwohl wir mitten im Ort gestanden hatten, war die Nacht nahezu ruhig geblieben. Erst um 8:30 Uhr klopfte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, da der Parkplatz gesäubert werden sollte. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits aufgestanden waren, war dies nicht schlimm.

Nachdem wir die kostenlose Dumpstation im Ort genutzt hatten und auch dort unseren Frischwasservorrat auffüllen konnten, fuhren wir Richtung Prince Rupert. Unterwegs regnete es in unregelmäßigen Abständen. Auch waren die Berge zum Teil in Wolken gehüllt. Umso mehr freuten wir uns über die drei Bären-Sichtungen, die wir heute hatten. Leider gehörten diese Bären alle zur Familie Hasenfuß, denn sie verschwanden sehr schnell im hohen Gebüsch.

In Kitwanga entschieden wir uns, noch einmal nach Hazelton zu fahren, um dort das historische Dorf und Museum der ‘Ksan im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Bei unserem letzten Besuch hatte dies nicht geklappt, da weniger als fünf interessierte Gäste da waren. Auch heute hatten wir Pech, da wir die einzigen Gäste waren. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass kein Interesse besteht, das Dorf zu zeigen, denn ansonsten hätte man zum Beispiel feste Zeiten für Führungen festlegen und interessierte Besucher sammeln können. Da die meisten Besucher paarweise anreisen, kommt eine Gruppe von fünf Besuchern wahrscheinlich selten zu Stande.

Nach diesem fruchtlosen Abstecher, der insgesamt circa 80 km lang war, fuhren wir noch bis kurz vor Terrace und stellten uns dort auf den Riverfront Camping on the Skeena. Diesen Platz hatten wir über iOverlander gefunden. Wir stehen hier abseits der Straße direkt am Fluss. Würde die Sonne scheinen, wäre dies ein traumhafter Platz. 

Nach dem Abendessen lasen wir noch ein paar Seiten und beendeten damit diesen Tag.

 

Freitag, 28. Juni 2024

Yellowhead Highway km 181 - Prince Rupert

203 km

Wir hatten eine ruhige Nacht. Vorbeifahrende Züge waren kaum zu hören. Der Regen hatte auch aufgehört und störte unsere Nachtruhe ebenso wenig.

Da unser Ziel Prince Rupert nicht besonders weit weg war, bogen wir kurz vor Prince Rupert ab und fuhren zum North Pacific Cannery NHS.

Dort wurden um die Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg Lachse industriell verarbeitet und in Büchsen gepackt. Waren es ganz zu Beginn etwa 8000 Dosen im Jahr, die von Hand gefüllt wurden, steigerte sich die Zahl rapide mit dem Einsatz von Maschinen.

Es arbeiteten dort Indigene, Chinesen, Japaner und Europäer. Alle waren allerdings nach Nationalitäten getrennt untergebracht. Die Chinesen und Japaner wohnten in Wohnheimen, die Indigenen hatten kleine Hütten und die Europäer Häuser.

Wir hatten Glück und konnten eine Führung mitmachen. Da die Maschinen überwiegend noch vorhanden sind, konnten wir erleben, wie diese funktioniert hatten. Was wir zum Glück nicht erlebten, war der damalige Gestank und das Blut, welches beim Schlachten der Lachse spritzte sowie der Lärm, den die Maschinen machten. Besonders blieb uns in Erinnerung, dass die Büchsen damals genau abgewogen wurden. War zu wenig oder zu viel darin, musste dies von Hand nachgefüllt oder weggenommen werden. Da nicht immer frisches Material zum Nachfüllen vorhanden war, wurde auch mal der „Rest“ vom Boden aufgeklaubt. Ausnahme von diesem Prozess war nur, wenn für das britische Königshaus Büchsen abgefüllt wurden. Dann wurde die komplette Anlage stillgelegt, gereinigt und die Dosen wurden sehr sorgfältig mit frischer Ware gefüllt.

Nach diesem sehr interessanten Besuch fuhren wir das kurze Stück noch nach Prince Rupert. Einem Tipp von iOverlander folgend stellten wir uns beim Hafen auf einen der Parkplätze. Beim Abendessen hatten wir einen schönen Blick auf den Meeresarm direkt vor uns. Zudem riss die Wolkendecke auf und die Sonne färbte den Himmel ein.

Nach dem Abendessen wurden die Haare des Greyhounds gekürzt. Nach neun Monaten wurde es dazu auch höchste Zeit. Die Greyhoundin bekam das perfekt hin, obwohl sie als Werkzeug nur eine normale Schere hatte.

 

Samstag, 29. Juni 2024

Prince Rupert

 km

Prince Rupert wurde seinem Ruf, eine der feuchtesten Städte Kanadas zu sein, voll gerecht: Es regnete die ganze Nacht über. Auch am Morgen hörte der Regen erst gegen 11:00 Uhr auf. Weiterer Regen war erst für den Nachmittag vorhergesagt. Wir nutzten deshalb dieses Zeitfenster und erkundeten den kleinen Ort. Das Hafengebiet „Cow Bay“ mit seinen bunten Häusern ist sehr hübsch angelegt - kein Wunder, landen hier doch auch Kreuzfahrtschiffe an.

Nach einem Spaziergang zur Kirche, die leider geschlossen war, gingen wir wieder zurück in das Hafengebiet und stärkten uns mit leckeren Krabben-Sandwiches. Anschließend gingen wir den Rushbrook Trail, welcher uns am Meer entlang durch den Küstenregenwald führte.

Überall tropfte es von den Blättern. Bei der Seal Cove (welche ihrem Namen nicht gerecht wurde, denn es waren keine Seehunde zu sehen) angekommen, begann es erneut zu regnen. Da dies auch das Ende des Trails war, drehten wir um. Zum Glück war die Temperatur erträglich und nicht kalt, weshalb wir - obwohl nass - nicht froren.

Im Mausmobil weihten wir gleich die neuen Espressotassen ein.

Nach dem Abendessen schauten wir noch einen österreichischen TATORT („Paradies“) an. Früh gingen wir ins Bett, denn morgen früh klingelt um 5:00 Uhr der Wecker.

 

Sonntag, 30. Juni 2024

Prince Rupert - Port Hardy

5 km

Die Nacht war ganz schön laut, da Fahrzeuge der Fähr-Gesellschaft Container hin und her transportierten. Demzufolge waren wir noch ganz schön müde, als um 5:00 Uhr der Wecker klingelte. Offiziell sollte das Boarding um 5:30 Uhr beginnen. Es wurde aber 6:00 Uhr, bis wir auf die Fähre gelassen wurden.

Die Strecke führt durch den Küstenregenwald von British Columbia. Das Wetter war heute passend dazu, denn den Vormittag über regnete es leicht.

Als dann allerdings die spektakulären Stellen der Inside Passage kamen, hörte der Regen auf. Wir konnten das ganze Schauspiel gemütlich von drinnen aus beobachten, da wir uns Lounge Sessel gebucht hatten. Eigentlich hatte uns die Fähr-Gesellschaft zwei Plätze in der zweiten Reihe zugewiesen. Da aber in der ersten Reihe noch zwei Plätze frei waren, konnten wir unsere tauschen und hatten nun den absoluten Panorama-Blick auf die Landschaft vor uns. Aus der Ferne konnten wir auch Wale sehen, allerdings reichte dies nicht für ein vernünftiges Foto. Gleiches galt für einige Seeotter, die den Weg kreuzten. Dafür nutzten wir unser Teleobjektiv, um die einzelnen Leuchttürme zu fotografieren, wobei die ersten beiden lediglich aus einem Stahlgerüst bestanden. Erst die letzten waren quasi richtige Leuchttürme, wie man sie sich romantisch vorstellt.

Für das Mittagessen gingen wir in die bordeigene Kantine. Unser Essen war schmackhaft und preiswert. Damit hatten wir nicht gerechnet.

In Bella-Bella legten wir einen längeren Stopp ein. Dies war auch die einzige Möglichkeit auf der Strecke, eine Internetverbindung zu haben.

Kurz vor Mitternacht erreichten wir den Zielhafen. Bis wir allerdings die Fähre verlassen konnten, dauerte es noch einmal eine halbe Stunde. Es wurde deshalb schon der 1. Juli, bis wir die Fähre verlassen konnten. Anschließend fuhren wir noch ein paar Kilometer und stellten uns auf einen Parkplatz an der Kreuzung der I19/Douglas Street für die Nacht hin. Und damit endete ein langer Tag auf dem Wasser. Obwohl es nicht sonnig gewesen war, hat es uns dennoch gefallen, denn irgendwie passte das trübe Wetter zur mystischen Landschaft um uns herum.