Von Tallinn entlang des Peipussees über Riga nach Liepaja 2019

Freitag, 16. August 2019

(Bonn - Travemünde, 540 km Auto, 1 km Fahrrad)
Wie jeden Tag retteten wir noch ein bißchen die Welt, ehe wir uns am Nachmittag ins Auto setzten. Die Fahrt verlief problemlos und nach einem kurzen Stärkungsstopp bei dem üblichen grün-gelben Schnellimbiß erreichten wir Travemünde um 22:30 Uhr. Unser Auto stellten wir auf dem Langzeitparkplatz ab.
Beim Einchecken erfuhren wir, dass wir versehentlich 2 Innenkabinen gebucht hatten. Das war uns nicht bewusst gewesen, aber auch kein Wunder bei dem für uns nicht ganz übersichtlichem Buchungsvorgang. Auf unsere Frage tauschte die sehr nette Mitarbeiterin die beiden Kabinen in eine  Außenkabine. Anschließend wurden wir mit einem Lotsenfahrzeug in unsere Fähre FINNMAID geleitet. 
Unsere Räder „parken“ während der Überfahrt auf Deck 5. Ganz schön schäbiger Stellplatz - und das für 40 € !!
Unsere Räder „parken“ während der Überfahrt auf Deck 5. Ganz schön schäbiger Stellplatz - und das für 40 € !!

Es dauerte aber noch bis

Samstag, 17. August 2019
(auf See)
um 1 Uhr, bis wir unsere Kabine beziehen konnten. 
Was bin ich müde !!!
Was bin ich müde !!!

Wir Drei fielen sofort in einen tiefen Schlaf. Keiner von uns bekam mit, dass das Schiff ablegte. Vielleicht lag es am leichten Zittern des Schiffes oder an der gleichmäßigen Geräuschkulisse - wir wachten jedenfalls erst um 8:30 Uhr auf !

Das Wetter war grau in grau.

Wir freuen uns auf die Tour
Wir freuen uns auf die Tour

Nach einer ganz kurzen Runde auf dem Oberdeck gingen wir frühstücken. Ein mehr als reichliches Buffet erwartete uns. Zur Begrüßung gab es Sekt - der Tag begann ja schon vielversprechend ! Bei dem Überangebot dauerte es eine Weile, bis wir uns entschieden hatten. Natürlich aßen wir das Blaubeer-Erdbeerkompott, denn wir sind ja auf einer skandinavischen Fähre.

Sehr gut gesättigt, überbrückten wir die Zeit bis zur Mittagsessenszeit mit Lesen und Dösen.

Um 12:30 Uhr gingen wir zum Schiffsrestaurant, denn Mittagessen gibt es bis 13 Uhr. Aber was ist das ? Da steht „Restaurant geschlossen“ ! Ein Blick auf die Schiffsuhr löste das Rätsel: An Bord unserer Fähre gilt die Helsinki-Zeit - und hier ist es nicht 12:30 Uhr, sondern 13:30 Uhr. So mussten wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Greyhoundin bereitete anschließend die weitere Tour vor und der Greyhound ging in die Sauna. Dort herrschte finnische Saunakultur: ausgelassene Gespräche, reichlich Bier und Wasseraufgüsse alle paar Minuten. Anschließend ruhten wir uns aus, genossen die Seeluft und warteten auf das Abendessen.

Ein reichhaltiges Buffet erwartete uns. Selbst die Getränke waren inklusive.

Eine Seefahrt, die macht hungrig und durstig
Eine Seefahrt, die macht hungrig und durstig

Nach über einer Stunde und mehrere Brownies später gingen wir sehr gesättigt in unsere Kabine. Heute kamen wir glücklicherweise früher ins Bett. Damit ging ein entspannter Tag zu Ende.

 

18. August 2019

(Helsinki - Tallinn 29 km Helsinki Fahrrad, 4 km Tallinn Fahrrad)

Die Nacht war erholsam und ruhig gewesen. Vom Schiff haben wir kaum etwas mitbekommen. Am Morgen weckten uns Sonnenstrahlen. Soll es nach dem gestrigen bewölkten Tag etwa ein sonniger Tag werden ?

Nach dem reichhaltigen Frühstück packten wir und gingen auf das Oberdeck, um die Einfahrt in den Hafen von Helsinki zu beobachten. Stutzig machte uns das viele Grün um den Hafen herum. Ist Helsinki so grün oder ist hier vielleicht garnicht Helsinki ?

Nachdem das Schiff fest vertäut im Hafen Vuosaari lag und wir die Fähre verlassen hatten, zogen wir unser Navigationsgerät zu Rate.  Dies zeigte uns an, dass das Zentrum von Helsinki etwa 20 km entfernt war. Zum Glück hatten wir die Anschlußfähre nach Tallinn erst am Nachmittag gebucht, denn sonst wäre jetzt guter Rat teuer gewesen.

Der Weg in die Stadt war gut ausgeschildert und führte meistens am Wasser entlang. Was waren wir froh, mit kurzen Sachen unterwegs zu sein - die Sonne wärmte ganz gut ! Erst kurz vor Helsinki zog sich der Himmel über der Stadt (nicht Richtung Tallinn) zu und der kalte Wind ließ uns unsere Jacken anziehen.

Den ersten Stopp legten wir bei der Uspenski Kathedrale ein, eine der größten orthodoxen Kirchen in Westeuropa.

Da gerade Gottesdienst gefeiert wurde, konnten wir sie nur von außen und den Innenraum durch ein Glasfenster besichtigen. Anschließend stärkten wir uns mit frischen Blaubeeren auf dem Markt direkt am Wasser. 

Während ich todesmutig eine Schildkröte bestieg,
Während ich todesmutig eine Schildkröte bestieg,
stärkten sich meine Greyhounds mit Blaubeeren
stärkten sich meine Greyhounds mit Blaubeeren

Danach schoben wir unsere Räder durch die Altstadt hin zur Helsinki Kathedrale am Senatorenplatz. Diese Kathedrale hatte uns schon von weitem den Weg in die Stadt gewiesen.

Die Inneneinrichtung war für unseren Geschmack spartanisch und überhaupt nicht mit unseren alten Kirchen vergleichbar.

Nach so viel Kultur brauchten wir eine kulinarische Stärkung. Da traf es sich gut, dass wir am Restaurant „Löyly“ vorbeikamen. Windgeschützt genossen wir unser Essen und hatten einen schönen Blick auf die Ostsee.

Da auf unseren letzten Kilometern durch Helsinki die Strasse durch eine Baustelle blockiert war, zeigte uns ein netter Finne den Weg. So kamen wir problemlos zum Fährterminal. 

Das ist doch mal Kunst :-)
Das ist doch mal Kunst :-)

Wir waren frühzeitig da und unterhielten uns bis zur Abfahrt mit anderen Radreisenden. Der Wind war mittlerweile kalt und stark, weshalb wir uns bevorzugt in der Sonne aufhielten.

Pünktlich um 16:20 Uhr legte unsere Fähre ab.

Ein letzter Blick auf Helsinki
Ein letzter Blick auf Helsinki

Die zweistündige Fährfahrt verging sehr schnell, da wir Internet hatten und so das Tagebuch pflegen sowie die neuesten Nachrichten lesen konnten. 

Unser gebuchtes Hotel „Taanilinna“ fanden wir sehr schnell. Das Gebäude ist alt, aber sehr stilvoll hergerichtet. Nachdem wir unser Zimmer bezogen und uns umgezogen hatten, gingen wir zum Marktplatz. Die Altstadt von Tallinn ist wunderhübsch hergerichtet.  Zum stimmigen Bild passen die Kellner und Kellnerinnen, die in mittelalterlicher Tracht servieren. Unseren ersten Stopp legten wir im Restaurant „III. Draakon“ ein. Auch hier war die Kellnerin traditionell gekleidet. Das Bier gab es aus Tonkrügen. Dazu konnten wir kleine Leckereien wie getrocknetes Elchfleisch oder kleine Pasteten essen. Lecker, lecker und nicht teuer. Da wir aber noch nicht satt waren, gingen wir nach einem Rundgang durch die schöne Altstadt in das Restaurant „Gala Maja“ am Marktplatz und stärkten uns nochmals. Der Greyhound trank dazu Honigbier, was intensiv nach Honig duftete und ähnlich einem Weizen schmeckte. Ein Espresso rundete die Völlerei ab und durch die stimmungsvoll beleuchtete Altstadt gingen wir in unser Hotel.

Montag, 19. August 2019

(Tallinn)

Nach dem Aufstehen zeigte sich der Himmel bedeckt. Aber wir dachten positiv und gingen zunächst frühstücken. Natürlich war die Auswahl nicht so groß wie auf der Fähre, aber uns reichte es.

Unser erster Weg führte uns anschließend zur Touristinformation. Dort startete gerade eine kostenlose Führung auf Englisch. Die junge Estin sprach ein hervorragendes Englisch und verstand es sehr gut, uns die Geschichte der Stadt unterhaltsam zu präsentieren. An manchen Stellen der Stadt waren so viele Touristen unterwegs, dass dort eigentlich wegen Überfüllung hätte geschlossen sein müssen. Wir trösteten uns damit, dass viele von diesen Touristen von den im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffen stammen und heute Nachmittag verschwunden sind. Nach fast zwei Stunden war der Rundgang durch die wunderhübsche Altstadt beendet. Es hatte uns viel Spaß gemacht, diesen Einblick bekommen zu haben.

Bei unserem Rundgang kamen wir auch in die älteste Apotheke der Stadt
Bei unserem Rundgang kamen wir auch in die älteste Apotheke der Stadt
Diese Statue eines Mönchs hatte es mir außerdem angetan
Diese Statue eines Mönchs hatte es mir außerdem angetan

Da das Wetter bislang ohne Regen ausgekommen war und sich laut Vorhersage noch weiter bessern sollte, erkundeten wir die Stadt anschließend nochmals auf eigene Faust. Zuvor aber stärkten wir uns im Café „Majasmock“, welches das älteste Café der Stadt ist. Zum Glück bekamen wir einen Platz auf der Terrasse, denn die Innenräume waren ganz schön aufgeheizt.

Sieht das nicht lecker aus ?
Sieht das nicht lecker aus ?
Danach schauten wir der Künstlerin zu, wie sie Marzipan bemalte
Danach schauten wir der Künstlerin zu, wie sie Marzipan bemalte

Nach dieser Stärkung besichtigten wir  zunächst die Heiliggeistkirche. Anschließend gingen wir hoch auf den Domberg, zur orthodoxen Kirche. 

Dort kamen wir zwar kostenlos rein, durften aber keine Fotos machen. Ein Ordner wies uns darauf hin, aber unwissenderweise hatten wir schon eines gemacht.

Auf unserem weiteren Weg kamen wir zum Platz der Türme, den wir heute morgen noch nicht besichtigt hatten. 

Die ehemaligen Wachtürme waren in einem guten Zustand und wir konnten ausgiebig fotografieren.

Für den Weg zurück zum Marktplatz wählten wir die berühmte Pikk-Strasse, wo wir unsere nachlassenden „Besichtigungsgeister“ in einem Marzipanladen mit Espresso dopten. So konnten wir mit frischen Kräften das Haus der Schwarzhäupterbruderschaft (von außen) besichtigen.

Wieder auf dem Marktplatz, kam gerade die Sonne durch und beschien die Häuser. Und schon wieder klickten die Auslöser !

Nachdem wir nochmals auf den Hügel der Stadt gegangen waren, um nach sonnigen Motiven zu schauen, führte uns anschließend unser Weg zurück zum Hotel, wo wir unsere jetzt doch leicht müden Füsse ausruhten.

Zum Abendessen gingen wir in das Restaurant „Peppersack“, wo uns leckerer Elch und Lachs erwartete. Das Essen wurde nur durch einen Schwertkampf unterbrochen, den zwei Männer um eine Frau führten. 

Am Ende versöhnten sie sich aber und wir konnten unser Essen zu Ende genießen. Anschließend war nach diesem schönen Tag das Bett angesagt. Geschlafen haben wir aber erst nach dem TATORT vom Sonntag, den wir über die Mediathek angeschaut haben.

 

Dienstag, 20. August 2019

(Tallinn - Pudisoo 87 km Fahrrad)

Nach Frühstück und Packen wurde es ernst: Unsere Radtour durch Estland und Lettland sollte beginnen. Daheim hatten wir schon die Route ausgearbeitet und als gpx-Track auf das iPhone geladen. Was wir allerdings nicht wußten, war, dass unser Weg aus Tallinn gerade Baustelle war. So mussten wir häufiger anhalten und nach einer Umfahrungsmöglichkeit suchen. Aber irgendwann waren wir aus Tallinn draussen und rollten auf schönen Radwegen durch überwiegend bewaldete Gegend. Ein Teil des Waldes wurde als Friedhof genutzt. Überall sahen wir zwischen den Bäumen Grabstellen.

Zu unserer Freude hatten wir fast nur Rückenwind und Sonne. Die heutige Tour versprach ein Leckerbissen zu werden.

Doch plötzlich endete der tolle Weg an Gleisen. Wir mussten die Räder über die Schienen heben, um weiter zu kommen.

Eine kleine Hürde auf dem Weg
Eine kleine Hürde auf dem Weg

Das nächste „Problem“ war, dass uns die Strecke auf einen Autobahnzubringer führte. Sollen wir auf der Autobahn fahren ? Zum Glück war dem nicht so und wir wurden auf eine Nebenstrasse geleitet. Hierließ es sich wieder angenehm fahren.

Unser Zwischenziel war der Wasserfall von Jägala. Da dieser zu den größten von Estland gehört, wollten wir von unserer ausgearbeiteten Route abweichen. Aber oje, unser Navi zeigte zwei Jägala an. Welches sollen wir nun ansteuern ? Wir entschieden uns für eines und merkten nach einigen (vielen) Kilometern, dass die Entscheidung falsch gewesen war. Also zurück auf die Route. Dort angekommen, stellten wir fest, dass wir nur etwa 5 Kilometer hätten weiterfahren müssen, um an den kleinen Abzweig zum Wasserfall zu gelangen. Naja, nicht jede Entscheidung führt zum gewünschten Ziel.
Der Wasserfall selbst war aufgrund der Sommerzeit nur halb so breit wie üblich, aber immer noch sehr ansehlich.
Wir stehen an einem von Estlands größten Wasserfällen
Wir stehen an einem von Estlands größten Wasserfällen

Nachdem wir genügend gesehen hatten, stärkten wir uns bei einem kleinen Laden mit Eis und Cola. Hier - wie auch an vielen anderen Gebäuden - wehte heute zu Ehren des heutigen Unabhängigkeitstages die estnische Flagge.

Der weitere Weg war relativ langweilig, da außer viel Gegend, einer fast schnurgeraden Strasse und einem anderen Radreisepaar nichts los war.
Eine kleine Abwechslung von der monotonen Radelei
Eine kleine Abwechslung von der monotonen Radelei

Überhaupt scheint das Baltikum noch einer der unerforschten Ecken des Radtourismus zu sein, denn wo findet man heutzutage noch so wenige aktive Touristen ?

Bald kamen wir in die Gegend von Kuusalu. Dort soll es eine hohle Eiche geben. Wir suchten und achteten auf Hinweisschilder, aber es war wie verhext: Wir sahen nichts, was auch nur im Entferntesten an eine Eiche erinnert hätte. So beschlossen wir, von unserer Route abzuweichen und nach Kuusalu hinein zu fahren. Vielleicht gibt es dort einen Hinweis. Wir sahen allerdings nur die Kirche des heiligen Laurentius, die zwar sehr beeindruckend, aber nicht unser Ziel war.

So gaben wir unsere Suche auf und fuhren weiter zu unserem heutigen Ziel. Dem heiligen Laurentius dankten wir im Nachhinein für den Abstecher nach Kuusalu, denn dieser Umweg hatte verhindert, dass wir nass wurden. Es hatte nämlich währenddessen aus der einzigen Regenwolke am Himmel geregnet - und das hätten wir ohne Umweg voll abbekommen. So aber hatten wir nur eine nasse Strasse.

Mitten im Wald fand ich diese Gruppe und musste mich gleich dazu gesellen
Mitten im Wald fand ich diese Gruppe und musste mich gleich dazu gesellen

Kurze Zeit später erreichten wir Pudisoo und unsere gebuchte Unterkunft „Annenhof“. Sie liegt im 1971 zum Nationalpark erklärten Gebiet von Lahemaa. Ein hübsches Holzhaus empfing uns. Unsere Räder konnten wir im Schuppen unterbringen, in dem ein sehr alter unrestaurierter EMW 340 Oldtimer verstaubte. Dieses „Schätzchen“ muss aus der Zeit vor 1951 stammen, denn danach durften die Eisenacher Werke keine weiß-blauen Embleme mehr benutzen. Genaueres dazu wusste die Besitzerin auch nicht. Ein Oldtimerfan wäre wahrscheinlich aus dem Häuschen gewesen.

Unser Zimmer besteht aus zwei Räumen, die hübsch eingerichtet sind. Toilette und Bad sind allerdings auf dem Flur und gehören zu mehreren Gästezimmern. Nach dem Duschen ruhten wir uns bis zum Abendessen aus und lasen in unserem Wohnzimmer mit Blick ins Grüne.
Da unsere Unterkunft mitten im Grünen liegt, aßen wir hier zu Abend. Das Essen war sehr lecker und aufgrund des Gesprächs mit zwei Holzhausbauern, die ebenso hier schliefen, war der Abend sehr kurzweilig.
Mittwoch, 21. August 2019
(Pudisoo - Palmse 74 km Fahrrad)
Wald, Wald, Wald, Ostseestrand, Wald, Mücken, Wald, Ostseeblick -  so könnte man den heutigen Tag in Kurzfassung beschreiben. Aber der Reihe nach: Nach dem Aufstehen bekamen wir ein sehr leckeres Frühstück serviert. Anschließend sattelten wir die Räder und fuhren los. Der Himmel zeigt sich heute milchig-grau. Unsere Route führte uns durch den Lahemaa-Nationalpark. Wir umrundeten die beiden Halbinseln auf der normalen Autostraße. Diese ist allerdings nur sehr schwach befahren, so dass wir keine Probleme hatten. Bald schon erreichten wir nach einer Fahrt durch den Wald einen Ostseestrand.
Am Ostseestrand
Am Ostseestrand

Nach einem kurzen Stop fuhren wir weiter. Die Strecke war relativ eintönig, da rechts und links nur Bäume zu sehen waren. Auch war die Straße oftmals einfach schnurgerade, so dass wir kaum merkten, dass wir vorwärts kommen.

Wald, Wald und nochmals Wald
Wald, Wald und nochmals Wald

Nach einem weiteren unspektakulären Streckenverlauf erreichten wir den angeblich schönsten Strand der Region in Vösu.

Wir waren nicht sonderlich beeindruckt, was aber auch am bedeckten Himmel lag.
Eine kurze Zeit später erreichten wir unsere Unterkunft für die Nacht. Unser Zimmer im Palmse Manor Guesthouse ist wie aus einem Märchenfilm. Dieses Zimmer (Carl Magnus Suite) kostet gerade einmal 38 € mehr als das Zimmer die Nacht davor, spielt aber in einer ganz anderen Liga.
Nein, das ist kein Zimmer in einem Schloß - das ist unser Zimmer für die Nacht !
Nein, das ist kein Zimmer in einem Schloß - das ist unser Zimmer für die Nacht !
....mit Vorraum (natürlich)
....mit Vorraum (natürlich)
Nachdem wir uns geduscht hatten, machten wir einen Rundgang über das Gelände und besichtigten das ehemalige Haupthaus. Dieses ist sehr schön renoviert und prächtig ausgestattet.
Maus (das ist die Kleine auf dem Sattel) ist mit dem Radel da
Maus (das ist die Kleine auf dem Sattel) ist mit dem Radel da
Gestatten: Ihro Durchlaucht, Beatrice von Gut Palmse
Gestatten: Ihro Durchlaucht, Beatrice von Gut Palmse

Nach so viel Kultur ruhten wir uns kurz im Zimmer aus und gingen anschließend essen. Bevorzugt probierten wir hierbei die baltischen Spezialitäten wie gebratenen Hering, Kama Mousse, Fleischküchle mit roter Beete und Mulgipuder.

Anschließend gingen wir zu Bett.
Donnerstag, 22. August 2019
(Palmse - Rakvere 57 km Fahrrad)
Die Sonne holte uns aus unseren bequemen Betten. Nachdem wir gepackt hatten, gingen wir frühstücken. Dieses ließ keine Wünsche bei uns offen. Gut gestärkt, machten wir uns auf zur heutigen Tour.
Den ersten Fotostopp legten wir beim Gut Sagadi ein. Auch in diesem alten Herrenhaus hätten wir schlafen können. Ob es allerdings so schön wie unseres in Palmse ist, wissen wir nicht.

Von hier aus machten wir einen kleinen Abstecher zum kleinen Ort Altja. Dort sind am Strand der Ostsee Relikte aus der Eiszeit in Form von großen Felsen zurückgeblieben. Die letzten Meter bis zum Strand waren zwar etwas abenteuerlich, aber dank unserer Räder für uns kein Problem. Der Sage nach kommen die Einwohner des Dorfes unter diesen Steinen zur Welt. Wir wollen uns nicht vorstellen, ob an dieser Sage etwas dran ist.

Unterwegs lauerten im Wald die Trolle
Unterwegs lauerten im Wald die Trolle

Wieder zurück auf der Hauptroute, dauerte es nicht lange und wir kamen zum nächsten Herrenhaus bei Vihula. Auch dieses wird mittlerweile als Hotel genutzt. Passend zum Ambiente parkte ein Oldtimer vor der Tür.

Direkt vor dem Herrenhaus grüßte in einer Kamillewiese diese hübsche Mühle
Direkt vor dem Herrenhaus grüßte in einer Kamillewiese diese hübsche Mühle

Nach einigen Kilometern durch den Wald auf einer wenig befahrenen Straße erreichten wir den Ort Haljala. Hier besichtigten wir die Chorhalle der Kirche, welche aus den Anfängen des 15. Jahrhunderts stammt. Man geht davon aus, dass für den Kirchturm die Marienkirche in Lübeck als Vorbild genommen wurde. Für uns interessant war eine Christusstatue, welche anscheinend aus der St. Paulus-Kirche in Goslar-Oker stammt.

Von Haljala nach Rakvere konnten wir auf einem perfekt ausgebauten Fahrradweg neben der Straße radeln.
In Rakvere besichtigten wir zunächst die Ruine der Ordensburg. Im Inneren dieser Ruine werden viele Künste aus dem Mittelalter vorgeführt. Besucher können auch aktiv daran teilnehmen. So prägten wir uns zum Beispiel unsere eigenen Münzen. Wir hätten aber auch das Degenfechten lernen können. Probiert haben wir aber nur das Bogenschießen und Kerzen herstellen. Zum Abschluss ließen wir uns ein bisschen gruseln und Erläuterungen zum Verhältnis der Menschen im Mittelalter zum Tod und zur Hölle geben. Der Greyhound war mutig und ging den Höllengang hinab. Er war ähnlich einer Geisterbahn gestaltet, aber viel dunkler und mit wechselnden Bodenbelägen.

Bevor wir zu unserer heutigen Unterkunft weiterfuhren, besichtigten wir noch die Plastik eines Auerochsen. Die Skulptur wurde im Jahr 2002 zum 700. Jubiläum der Stadt Rakvere enthüllt. Der Auerochse ist 7 m lang, 4 m hoch und wiegt 7 Tonnen.

Anschließend bezogen wir unser Zimmer im Art Hotel. Dieses liegt sehr zentral. Unsere Fahrräder fanden ihren Platz auf dem Hof.

Das Abendessen nahmen wir im Restaurant gegenüber ein. Es war eine richtige Völlerei, aber unsere Körper verlangten anscheinend danach.

Und so endete ein schöner Tag.

 

Freitag, 23. August 2019

(Rakvere - Kohtla-Järve 87 km Fahrrad)

Eigentlich war für heute bedeckter Himmel vorhergesagt. Tatsächlich aber lachte die Sonne vom Himmel, als wir aufstanden. Unser Frühstück nahmen wir etwas früher ein, da wir heute eine weitere Strecke als gestern zu fahren haben.

Aufgrund des Rückenwindes kamen wir auf der abwechslungsreichen Strecke sehr schnell vorwärts.

Leider falscher Alarm !
Leider falscher Alarm !

Stellenweise fuhren wir mit 26 km/h, ohne dass es bergab ging.

Den ersten Stopp legten wir in Viru-Nigula ein. Leider war die dortige Kirche geschlossen. Aber auch von außen war sie sehenswert.

Des Weiteren war der Friedhof mit den Gräbern aus dem 19. Jahrhundert und überwiegend deutschen Namen sehr interessant. Nachdem wir uns dort ausgiebig aufgehalten hatten, fuhren wir - unterstützt vom Rückenwind - weiter nach Kalvi. Leider war das dortige Herrenhaus für Besucher gesperrt. So mussten wir uns mit einem Foto durch den Zaun begnügen.

Der weitere Weg führte uns an einer sehr befahrenen Straße entlang. Wir waren froh, als wir diese endlich verlassen konnten. Schon bald kamen wir an das kleine Schloss Purtse. Leider (für uns) wird dieses nur auf Vorbestellung und nur für Gruppen geöffnet.

Hinter Purtse fuhren wir für 7 km auf einem geschotterten Weg und waren froh um unsere Räder. Danach war es nicht mehr weit bis zur Stadt Kohtla-Järve. Die Stadt lebt vom Bergbau, was wir bereits aus der Entfernung an den Abraumhalden erkennen konnten. Auch die Wohnblocks waren nicht sehr ansehnlich.

Nachdem wir in einem Supermarkt unsere Vorräte aufgefüllt hatten, fuhren wir weiter zu unserem gebuchten Hotel Alex. Es ist ein einfaches Hotel und nicht mit der Unterkunft zu vergleichen, die wir in Palmse hatten. Aber wir wollen nur eine Nacht bleiben. Die sehr nette Dame an der Rezeption konnte kein englisch, aber dank Google Translator war die Verständigung kein Problem.

Nach dem Duschen gingen wir ein bisschen durch die Stadt. In vergangenen Zeiten mag hier wirklich viel los gewesen sein. Heute aber scheint die Stadt doch verarmt zu sein.
Auf den Tipp unsere Rezeptionistin hin gingen wir in das Restaurant „Ruut“. Eine Speisekarte gibt es nicht, sondern der Wirt hat anscheinend für jeden Tag ein spezielles Gericht. Heute war es Schaschlik mit Beilagen.

Die Rechnung nach dem Essen überraschte uns vollkommen: für beide Essen und vier große Bier wurden uns nur 27 € berechnet. Wir hatten angesichts der Preislage in Estland mit dem Doppelten gerechnet.
Durch den gerade einsetzenden Regen gingen wir in unserer Unterkunft zurück, lasen noch ein bisschen und schliefen anschließend ein.
Samstag, 24. August 2019
(Kohtla-Järve - Mustvee 86 km Fahrrad)
Früh wachten wir auf, denn in den getrennten Betten hatten wir nicht so gut geschlafen. Das Wetter hatte sich wieder beruhigt und die Sonne gewann nach und nach die Oberhand. Leider hatte der Wind seine Richtung nicht geändert, weshalb wir heute fast nur Gegenwind hatten. Zusätzlich führte uns unser Weg überwiegend auf der Bundesstrasse A 3 entlang. Das bedeutete äußerst rechts fahren und auf den Sog der überholenden Autos und vorallem Lkw achten. Ein Stück konnten wir abseits der befahrenen Strasse radeln. Aber besser war es dort auch nicht, nur anders: Uns erwartete ein holpriger Feldweg, der von den Regenfällen der vergangenen Nacht noch matschig war. Unsere Räder wurden ganz schön eingesaut !
Selbst unsere Deutschland-Fahne sieht aus wie Schwein
Selbst unsere Deutschland-Fahne sieht aus wie Schwein

Bei Kauksi erreichten wir den Peipussee. Er ist vier Mal so groß wie der Bodensee - aber aufgrund des Waldes sahen wir ihn nicht. Erst, nachdem wir uns im starken Gegenwind ein paar Kilometer Richtung Süden vorgearbeitet hatten, sahen wir zum ersten Mal das Wasser. Das gegenüberliegende Ufer, welches zu Russland gehört, konnten wir nicht erkennen. Der Wasserstand schien uns auch niedriger als üblich zu sein, denn das Wasser im Uferbereich war schlammig und lud nicht zum Baden ein.

Einige Kilometer später erreichten wir Mustvee. Am Ortseingang begrüßte uns die orthodoxe Kirche, die aber innen sehr schmucklos zu sein scheint, denn auf der Infotafel konnten wir lesen, dass die Ikonen und sonstigen kirchlichen Gegenstände sich noch in Russland befinden, wohin sie in den 1970er Jahren verbracht worden waren.

Ein paar Meter weiter standen wir vor unserer Unterkunft für die Nacht, dem Hotel Ankur. Unsere Räder bekamen ihren eigenen Raum zugewiesen (wir natürlich auch). Nach dem Duschen holten wir uns im nebenan liegenden Supermarkt Getränke und Backwaren und warteten auf das Abendessen. 

Das Abendessen im Hotel bewegte sich in einer ähnlichen Preislage wie gestern. Auch die Preise für Unterkünfte sind deutlich günstiger als im Westteil von Estland - freut uns und unsere Urlaubskasse !
Um uns ein bisschen zu bewegen (wir sitzen den ganzen Tag ja nur auf dem Fahrrad), gingen wir anschließend noch eine kleine Runde an den See und durch das Städtchen.
Abendstimmung am Peipussee
Abendstimmung am Peipussee

Wieder im Hotel, war Lesen und Schlafen angesagt.

 

Sonntag, 25. August 2019

(Mustvee - Nina 41 km Fahrrad)

Strahlend blauer Himmel, wenig Wind (von vorn) und eine kurze Strecke zum Fahren - was wollen wir mehr nach der gestrigen Etappe ?

Nach dem Frühstück führte uns unser Weg auf einer ruhigen Nebenstrecke entlang des Peipussees durch die kleinen Dörfer der russischen Altgläubigen. Deren Vorfahren hatten sich im 17. Jahrhundert hier angesiedelt, um ihren Glauben ungestört ausüben zu können. Ihre Holzhäuser hatten sie bunt angestrichen, wovon heute leider nicht mehr sehr viel zu sehen ist. In Raja wollten wir eigentlich die Kirche dieser Altgläubigen besichtigen. 1944 war diese allerdings in Flammen aufgegangen und nur das Eingangsportal mit dem  Glockenturm blieb stehen. So fuhren wir nach einem kurzen Stopp weiter und kamen bald in Tiheda an eine schöne Stelle am See.

Yippie, ist das ein Wetter !!
Yippie, ist das ein Wetter !!

Bald darauf verließen wir diese hübsche Gegend und fuhren auf einer mäßig befahrenen Straße nach Kallaste zu den einzigen Steilklippen am estnischen Teil des Peipussees. Dort machten wir einen ausgiebigen Spaziergang am Strand (wir können ja nicht immer nur radeln).

Ich habe die Steilklippen erklommen
Ich habe die Steilklippen erklommen
Der Greyhound nutzte die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad.
Adonis himself
Adonis himself

Anschließend stärkten wir uns am Straßenrand mit geräuchertem Fisch. War das lecker - auch wenn der Greyhound besser nicht über die Fettwerte nachdenkt.

Geräucherter Fisch aus dem Peipussee zum Mittagessen
Geräucherter Fisch aus dem Peipussee zum Mittagessen

Gut gestärkt, fielen uns die nächsten Kilometer nach Alatskivi nicht schwer. Dort besichtigten wir das Schloß, welches aber von außen fast schöner ist als von innen.

Vor dem Schloß Alatskivi
Vor dem Schloß Alatskivi

Die Ausstattung der Räume im Palmse Manor hatte uns mehr angesprochen.

Von Alatskivi waren es nur noch 2 Kilometer bis zu unserer heutigen Unterkunft „Nina Kordon“ in Nina direkt am Peipussee. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, setzten wir uns mit Kaffee und Gebäck in den Garten und genossen die Sonne und den Blick auf den See.
Da es hier kein Abendessen gibt, gingen wir die paar Meter zum Leuchtturm, wo es heute wegen einer Veranstaltung Fischsuppe und Pfannkuchen gab. Lecker und sehr preiswert.
Nach einem Espresso in der Unterkunft (schöne Tassen gibt es hier) spielten wir zwei Runden Billard. Anschließend setzten wir uns mit einem Bier in den Garten und unterhielten uns mit Rudi aus Regensburg.
Als es draußen ungemütlich wurde, gingen wir auf unser Zimmer, schauten noch einen Krimi in der Mediathek und schliefen anschließend ein.
Montag, 26. August 2019
(Nina - Tartu 57 km Fahrrad)
Dank dem geöffneten Dachfenster war es uns in der Nacht nicht zu warm geworden. So wachten wir gut ausgeschlafen auf, packten und frühstückten im urigen Frühstückszimmer.
Die ersten 15 Kilometer führten uns entlang des Peipussees. Die Strecke war zwar nicht durchgehend geteert, aber der geschotterte Weg ließ sich gut fahren. Kurz bevor wir den See verließen, kamen wir noch an einer hübschen kleinen Kirche in Varnja vorbei.

Die weitere Strecke nach Tartu verlief zunächst an einer nicht stark befahrenen Straße. Der Gegenwind bremste unser Fortkommen aber schon stark. So war es kein Wunder, dass wir bei Erreichen der uns schon bekannten Bundesstraße 3 erst einmal eine längere Pause einlegten, obwohl es bis Tartu nur noch 10 Kilometer waren.

Zusätzlich zum Gegenwind kam jetzt noch das wellige Gelände dazu, was zu Anstiegen und kleinen Abfahrten führte. In Tartu selbst setzte sich die Berg- und Talfahrt fort, aber schlußendlich erreichten wir unser Hotel „Villa Margaretha“. Ein altehrwürdiges Holzgebäude erwartete uns.

Nach einer erfrischenden Dusche erkundeten wir die Stadt. Zuvor allerdings stärkten wir uns in einer kubanischen Bar mit alkoholfreiem Mojito.

Danach schlenderten wir gestärkt durch die Stadt und erkundeten die von vielen Künstlern verschönten Straßen. 

Die Greyhoundin und Maus zwischen den beiden Wildes (Oscar Wilde und Eduard Vilde)
Die Greyhoundin und Maus zwischen den beiden Wildes (Oscar Wilde und Eduard Vilde)
Schafft es Tartu, 2024 für Estland den Titel „Kulturhauptstadt“ zu erlangen ?
Schafft es Tartu, 2024 für Estland den Titel „Kulturhauptstadt“ zu erlangen ?
„Engelchen“ Maus an der Engelsbrücke von Tartu
„Engelchen“ Maus an der Engelsbrücke von Tartu

Ich hatte schon erwähnt, dass Tartu keine flache Stadt ist. Unser Weg durch die Straßen und zur Grünfläche um den Domberg hinauf hatte uns ganz schön geschafft, weshalb wir uns erst einmal im Hotelzimmer ausruhten.

Die Temperatur ist im Vergleich zu den Temperaturen vor einer Woche richtig angenehm, weshalb wir im T-Shirt zum Abendessen gingen. Unser Ziel war der Rathausplatz, wo wir heute Mittag ein nettes Restaurant gesehen hatten. Entweder hatte der Kellner dort seinen schlechten Tag oder ihm war eine Laus über die Leber gelaufen; der Service war im Gegensatz zum Essen nicht besonders.

Nach dem Essen warteten wir noch ein paar Minuten, denn um 21 Uhr sollte ein Glockenspiel von der Turmuhr des Rathauses ertönen. Und pünktlich ertönte dann auch die 9. Symphonie („Freude schöner Götterfunken“) von Beethoven. So wurde zumindest ein musikalisches Band zwischen der Bundesstadt Bonn und Tartu geknüpft.

Damit endete dieser schöne Tag. Gerne kann es so weitergehen - gut, der Wind könnte künftig passender wehen.

Dienstag, 27. August 2019
(Tartu - Sangaste 85 km Fahrrad)
Unsere Wünsche wurden erhört: Der Wind hat sehr nachgelassen, das Wetter ist sonnig und nach dem leckeren Frühstück in unserem Hotel sind wir voller Tatendrang.
Die ersten 10 Kilometer aus Tartu hinaus konnten wir auf einem gut ausgebauten Fahrradstreifen fahren.
Der Beweis, dass ich selber in die Pedale trete
Der Beweis, dass ich selber in die Pedale trete

Nach einem kurzen Stück auf „unserer“ Bundesstrasse A3 konnten wir auf eine ruhige Nebenstrecke wechseln. Derzeit wird hier ein parallel verlaufender Radweg gebaut, der aber noch nicht befahrbar war.

Außer Landschaft gab es unterwegs keine großen Sehenswürdigkeiten. Zwar hätten wir in Hellenurme eine Wassermühle besichtigen können, aber dafür hätten wir uns als Gruppe vorher anmelden müssen. Da wir keine Gruppe sind, fiel dieser Besichtigungspunkt weg.
Unsere Mittagspause legten wir im Park des ehemaligen Herrenhauses Palupera ein, welches heute als Schule genutzt wird.
Je näher wir dem Wintersportort Otepää kamen, umso häufiger ging es bergauf. Wir trösteten uns damit, dass es auch wieder bergab geht
Wir sind in Otepää auf 150 Meter über dem Meer angekommen
Wir sind in Otepää auf 150 Meter über dem Meer angekommen
In Otepää stärkten wir uns kurz mit Eis und Cola und genossen anschließend die längeren Bergabstrecken Richtung Sangaste.
In Sangaste fanden wir schnell unser Hotel „Rukki Maja“. Dort stellten wir nur schnell unsere Packtaschen ab und fuhren weiter zum Schloß Sangaste. Da heute noch eine größere Gruppe erwartet wurde, hatten wir Glück, dass wir das Schloß noch besichtigen konnten.
Geschafft ! Wir sind in Schloß Sangaste
Geschafft ! Wir sind in Schloß Sangaste

Aber groß war unsere Enttäuschung, als wir durch die Räume streifen wollten. Das Gebäude wird als Hotel und Hostel (!) genutzt - und so waren nur ganz wenige Räume offen. Zwar waren überall Tafeln angebracht, die über das Leben des „Roggen“-Barons von Berg informierten, aber wir haben immer noch das schöne Herrenhaus von Palmse vor Augen - und damit kann dieses Schloß nicht ansatzweise konkurrieren. Unsere Besichtigung war demzufolge schneller als erwartet beendet. Schade !

Wieder in unserer Unterkunft, bereiteten wir uns und unsere verschwitzten Körper auf das Abendessen vor.

Da die Gegend für ihren Roggenanbau berühmt ist, bestellten wir im hoteleigenen Restaurant bevorzugt Gerichte aus diesem Getreide: Roggenpfannkuchen mit Lachs, mit Roggenmehl panierte Schnitzel, Roggenbrot und Roggenbier. Und was sollen wir sagen: Es war alles sehr, sehr lecker ! Ach so, der Abschlussespresso war nicht aus Roggen :-)

Anschließend schauten wir noch ein bißchen in der Mediathek und schliefen dann ein letztes Mal in Estland ein.

 

Mittwoch, 28. August 2019

(Sangaste - Valmiera 81 km Fahrrad)

Wir haben gut geschlafen, auch wenn die Zimmer sehr hellhörig sind. Einen Wecker brauchten wir auch nicht, denn ähnlich wie bei uns daheim kam der Versorgungs-LKW für den kleinen Supermarkt und fing kurz vor 8 Uhr an, abzuladen.

Nachdem wir unsere letzten estnischen Pfandflaschen abgegeben hatten, fuhren wir in den sonnigen Tag. Der Wind war auch kaum zu spüren, weshalb wir uns auf eine schweißtreibende Tour einstellten.

Nach einem kurzen Fotostop bei Schloß Sangaste (die Sonne steht jetzt besser als gestern Abend) fuhren wir entspannt auf der wenig befahrenen Landstraße. Diese mündete auf die uns bereits bekannte A3, wo wir schon mit dem Schlimmsten rechneten. Aber welch eine schöne Überraschung: Es gab einen gut ausgebauten und räumlich getrennten Fahrradweg parallel zur A3 bis nach Valga. So konnten wir bis auf den Lärm der Autos unbehelligt nebeneinander her radeln. Schön !!

An der Ortseinfahrt von Valga wurden wir angefeuert - von Rudi, der gerade auf dem Weg nach Riga war und uns zufällig gesehen hatte. Rudi, es hat uns sehr gefreut, Dich (wieder) zu sehen und wenn Du nach Bonn kommst, melde Dich.

In Valga schauten wir uns noch ein bißchen auf dem Rathausplatz um, bevor wir in der zwischen Estland und Lettland geteilten Stadt nach 607 in Estland gefahrenen Kilometern über die Grenze nach Lettland fuhren.

Welche Intelligenzbestie auf den schlauen Gedanken gekommen war, die Stadt damals zu teilen, wissen wir nicht, aber sinnig war es bestimmt nicht. Heutzutage kommt man dank dem Schengener Abkommen problemlos von der einen auf die andere Seite, aber als die Grenze seinerzeit errichtet worden war, herrschte noch Visumpflicht - und das in einer Stadt, die bis dahin eine zusammengehörende Gemeinde war.

Beim nächstbesten Supermarkt hielten wir an und kauften Wasser. Auf die Flaschen wird in Lettland anscheinend kein Pfand erhoben, denn die leeren Plastikflaschen landen alle im Mülleimer.

Wieder mit ausreichend Flüssigkeiten versorgt, fuhren wir auf der lettischen A3 Richtung Valmiera. Eine Freude war dies nicht, denn es gab weder einen Radweg noch einen befestigten Randstreifen. So mussten wir ständig gut aufpassen, dass wir keine Probleme mit überholenden Fahrzeugen bekamen. Und das alles auf schattenloser Straße, die für das Auge keine Abwechslung bot.

Die Bäume rechts und links änderten ihr Aussehen nicht, Elche waren auch nicht zu sehen und Pausenmöglichkeiten gab es auf den 50 Kilometern nach Valmiera erstmalig kurz vor Strençi. Dort stoppten wir und stärkten uns. Danach spulten wir auf der schattenlosen Straße die restlichen Kilometer nach Valmiera ab. Was waren wir froh, nach diesen langweiligen, aber die Aufmerksamkeit fordernden 50 Kilometer dort unser Hotel „Naktsmajas“ erreicht zu haben !

Nachdem wir geduscht waren, ruhten wir uns deshalb erst einmal etwas aus.

Als wir wieder fit waren, standen wir vor der Frage „Ab zum nächsten Supermarkt und für ein Essen auf dem Zimmer einkaufen“ oder „Gehen wir 2,5 Kilometer in die Stadt zum Restaurant Vecpuisis“. Zum Glück für uns und unsere Mägen entschieden wir uns für die zweite Alternative. Trotz des weiten Weges war jeder Meter es wert, denn das Essen dort schmeckte hervorragend. Zudem stimmte das Ambiente. Das Restaurant ist ein flaches Holzgebäude in einem Park. Alles wirkt „old fashioned“, aber nichts sieht heruntergekommen aus.

Mit sehr gut gefüllten Bäuchen gingen wir zurück zum Hotel, lasen noch ein bißchen und schlossen anschließend die Äuglein.

 

Donnerstag, 29. August 2019

(Valmiera - Sigulda 75 km Fahrrad)

Ich bin es, die Maus ! Bislang habe ich mich mit dem Schreiben zurückgehalten, da ich für meine direkte Art, die Dinge anzusprechen, schon häufiger kritisiert worden war. Aber heute muss ich mich äußern, denn die Fahrradtour durch Lettland ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe: Gestern 50 Kilometer auf der gut befahrenen Bundesstraße und heute fast nur Schotterstraße mit Waschbrett. Mir ist jetzt noch ganz schlecht ! Aber von Anfang an: Unser gemeinsames Frühstück war schon eine leichte Katastrophe für meine Ohren. Das lag nicht an den vielen Kindern, sondern an der Lautstärke der Musik. Aber wir hatten Hunger, es gab zudem „richtigen“ Saft (und nicht nur das übliche gefärbte Wasser) und so ertrugen wir den Lärm.

Die ersten Kilometer waren wie immer. Die Straße war wenig frequentiert, der Wind schwach und die Sonne schien - es hätte alles gut werden können. Aber dann änderte sich der Straßenbelag von Teer zu Schotter und Sand. Wir hatten stellenweise richtig Mühe, vorwärts zu kommen. Meine Greyhounds mussten die Lenker gut festhalten, um nicht umzukippen. Als wäre das noch nicht genug, hatte die Straße auch noch ein Waschbrettmuster von den vielen Autos bekommen. Unsere Räder sprangen wie junge Pferde auf und nieder und ich wurde in meinem Sitz hin und hergeschleudert. Dazu kam noch der Staub, den vorbeifahrende Autos aufwirbelten.

Tut das gut, den Staub mit Wasser runter zu spülen
Tut das gut, den Staub mit Wasser runter zu spülen

Ich hatte mir den Tag wirklich anders vorgestellt ! Kurz vor Cesis wurde die Strecke wieder besser und wir erreichten die Burg von Cesis. Um auf andere Gedanken zu kommen, bot ich mich als Führer durch die Ruine an.

Burgführer Maus erklärt die Ruine
Burgführer Maus erklärt die Ruine
Maus im Modell der Burg
Maus im Modell der Burg

Auf unserem Rundweg wurde ich sogar von zwei Mädchen erkannt, die meinen Freund, den Elefanten vermissten. Ich erklärte ihnen, dass er für eine Fahrradtour zu schwer ist, aber ansonsten auf unseren Touren oftmals dabei ist.

Maus, uns täuschst Du nicht: Du bist nicht der blaue Elefant, auch wenn Deine Verkleidung blau ist.
Maus, uns täuschst Du nicht: Du bist nicht der blaue Elefant, auch wenn Deine Verkleidung blau ist.
Die stolze, schlaue Maus, nachdem sie von zwei Mädchen erkannt wurde
Die stolze, schlaue Maus, nachdem sie von zwei Mädchen erkannt wurde

Nachdem ich die Greyhounds auch noch in den Turm geführt hatte, wo wir ein Video der etwas anderen Art über die Geschichte der Burg sehen konnten, gingen wir zurück zum Ausgang. Die Mittagszeit war zwar schon vorbei, aber vor der Weiterfahrt stärkten wir uns in einer kleinen Trattoria mit Nudeln und Cola.

Maus ist abfahrtbereit
Maus ist abfahrtbereit

Kurz hinter Cesis begann der Höllenritt wieder. Dazu kamen jetzt aber noch Gefällestrecken mit bis zu 9 % und Steigungen mit bis zu 7 %. Ey, mir stand die Tour wirklich bis obenan ! Am Anfang hoffte ich immer noch, dass es nach der nächsten Kurve besser würde, aber stattdessen wurde es immer schlimmer, bis wir sogar an eine Straßensperre kamen.

Dank der ausgelegten Bretter kamen wir durch die Baustelle und über den Fluss
Dank der ausgelegten Bretter kamen wir durch die Baustelle und über den Fluss

Zu allem Überfluss fing es auch noch an, leicht zu regnen. Was für ein Tag !

Als wir unser Hotel Sigulda erreicht hatten, war ich mausefroh und verschwand erst einmal unter der Dusche, um den Staub des Tages abzuwaschen. Der Greyhound stärkte sich derweil mit Meringuen, die an der Rezeption auslagen. Das Schleckermäulchen konnte kaum genug bekommen. Ich gönne es ihm - musste er doch heute ganz schön treten.
Das Abendessen nahmen wir im hoteleigenen Restaurant ein und wurden nicht enttäuscht. Lecker war es - besonders der Nachtisch :-)
Und so ging ein aufregender und staubiger Tag zu Ende.
Freitag, 30. August 2019
(Sigulda - Riga 68 km Fahrrad)

Grau zeigte sich der Himmel beim Aufwachen. Laut Wettervorhersage soll es aber im Laufe des Tages aufreißen - hoffen wir das Beste !

Nach Frühstück und Auschecken sattelten wir unsere braven Drahtesel und fuhren los. Am Ortsausgang von Sigulda stoppten wir bei einer künstlerischen Darstellung von Fahrrädern.

Ja, mir san mit‘m Radel do
Ja, mir san mit‘m Radel do

Nebenan war das Schloß von Sigulda. Leider war die Hälfte eingerüstet, weshalb wir uns nicht lange aufhielten. Nach einem kurzen Rundgang durch die Andenkenläden begann unsere heutige Tour. Dachten wir gestern Abend, dass wir das Schlimmste überstanden hätten, wurden wir heute eines Besseren belehrt: knackige Abfahrten mit 11 % Gefälle und ebensolche Anstiege, Schotterpisten mit Wellblechcharakter - alles schon dagewesen. Selbst der Nieselregen kurz vor Mittag konnte uns nicht schocken, auch wenn das für uns Brillenträger mehrfach nahezu Blindflug bedeutete. Aber dann waren wir aufgrund einer Sperrung des „Radweges“ mitten in der Pampa gezwungen, auf die neugebaute Bundesstraße A 2 auszuweichen. Dies bedeutete aufgrund der Sperrbaken in der Mitte der Fahrbahn sehr dicht überholende Fahrzeuge, jede Menge Verkehr und wir mittendrin. Eine schöne Sch..... war das ! Nach einem Kilometer sahen wir, dass auf der Gegenfahrbahn ein mehr oder weniger durchgehender Standstreifen war. Als der Verkehr es zuließ, wechselten wir schnell die Seite und fuhren auf dem Standstreifen entgegen der Fahrtrichtung. Immer, wenn er wegen einer Einmündung endete, wurde es für uns besonders spannend und wir mussten doppelt aufpassen, dass uns kein Fahrzeug direkt entgegenkam. Wir waren so angespannt, dass wir überhaupt nicht merkten, dass die Sonne mittlerweile zwischen den Wolken hervor lugte. Nach einigen (nicht enden wollenden) Kilometern konnten wir wieder die Fahrbahn überqueren und über eine holprige Strecke auf unseren eigentlichen Weg zurückkehren. Unser einhelliges Fazit über Lettland bisher: Ein schönes Land, aber kein Land für Fahrradfahrer - zumindest nicht für Angsthasen und „Schönwetterfahrer“. Dazu kommt noch die unzureichende Versorgungsmöglichkeit mit Getränken. Hätten wir nicht immer 2 Flaschen Wasser dabei, gäbe es für uns kaum etwas zu trinken, denn die Supermärkte oder wenigstens Tante-Emma-Läden sind mehr als rar gesät. Wir sind gespannt, wie es ab Riga auf dem Ostseeküsten-Radweg werden wird.

Irgendwann war auch die letzte Wellblechpiste überstanden und wir näherten uns unaufhaltsam Riga.

Auf der Rüttelpiste unterwegs ☹️
Auf der Rüttelpiste unterwegs ☹️

Etwa 20 Kilometer vor Riga kamen wir durch ein Villenviertel, wo eine Villa prächtiger als die nächste war. Natürlich gab es auch Seegrundstücke, ist doch klar. Kaum waren wir durch diesen Augenschmaus durch, landeten wir wieder auf der A 2. Zum Glück kam bald ein Radweg, der uns parallel zur Bundesstraße direkt nach Riga führte. Bis wir allerdings unser Hotel „Edvards“ in der Nähe der Altstadt erreichten, mussten wir fast 10 Kilometer parallel zu der vielbefahrenen Straße radeln. Besonders schnell kamen wir nicht vorwärts, da uns rote Ampeln immer wieder aufhielten. Aber dann bogen wir in den Hof des Hotels ein, stellten unsere Räder unter, duschten und waren sowas von happy, dass wir die heutige Strecke ohne Probleme bewältigt hatten.

Da es noch nicht allzu spät war, gingen wir Richtung Altstadt. Auf unserem Weg dorthin besichtigten wir die große orthodoxe Kirche, welche auch Geburtskathedrale genannt wird. Anschließend stärkten wir uns jeder mit einem großen Aperol Spritz, bevor wir weiter durch die Altstadt gingen. Besonders witzig fanden wir das Geschenk der Stadt Bremen an Riga: die Bremer Stadtmusikanten stehen hinter der St. Petrus-Kirche.

Neben dem Schwarzhäupterhaus fanden wir das lettische Restaurant „Salve“ sehr einladend und ließen uns dort bekochen. Es war sehr lecker - selbst der Espresso verdiente seinen Namen.

Und damit endete ein Tag, den wir nicht so schnell vergessen werden.

 

Samstag, 31. August 2018

(Riga)

Da unser Hotel in der zweiten Reihe liegt und keine Autos direkt daran vorbeifahren, hatten wir trotz geöffneter Fenster eine ruhige Nacht. Das Frühstück mit Kaffee aus einer Siebträgermaschine stärkte uns perfekt für den heutigen Tag.

Unsere Besichtigungstour starteten wir im nahegelegenen Jugendstilviertel, welches überwiegend aus einer Straße besteht. Diese war unschwer zu finden, denn ganze Scharen von Touristen wurden von ihren jeweiligen Reiseleitern durch diese Straße geführt. Wir schlenderten für uns durch diese hübsche Ecke von Riga und entdeckten viele kleine bauliche Besonderheiten.

Im Jugendstilviertel von Riga
Im Jugendstilviertel von Riga

Anschließend spazierten wir am Pilsetas Kanal entlang zu den Markthallen des Rigaer Zentralmarktes. Dort werden in den verschiedenen Hallen jeweils getrennt Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch sowie Käse verkauft. Dazu werden vor den Hallen noch Kleidung, Blumen sowie auch noch Obst und Gemüse angeboten. Da wir noch satt vom Frühstück waren, tranken wir nach dem Rundgang nur einen Espresso. Wären wir mit dem Wohnmobil da gewesen, hätten wir unsere Vorräte gut auffüllen können; mit unseren Fahrrädern ist das schon schwieriger.

Nach einem kurzen Abstecher zum Gebäude der lettischen Akademie der Wissenschaften gingen wir durch die Altstadt zum Dom und kamen gerade rechtzeitig zum Beginn eines Orgelkonzertes. Während des Konzertes konnten wir neben der schönen Musik den prachtvollen Innenraum bewundern. Nach dem Ende des Konzertes besichtigten wir noch den Kreuzgang, welcher mit den vielen ausgestellten Stücken wie ein Museum wirkt. Nach so viel Kunst wurde es Zeit für eine Stärkung. Neben den berühmten Häusern der „Drei Brüder“ fanden wir das nette kleine Café „Parunasim“, wo unsere Lebensgeister wieder geweckt wurden.

Mit aufgefüllten Zuckerspeichern gingen wir zum Rigaer Schloß. Dort erlebten wir das Ende der relativ unspektakulären Wachablösung mit. Ins Schloß selbst kamen wir nicht (obwohl unser Reiseführer so etwas schrieb), da dies heute Präsidentensitz ist. So steuerten wir mit kleinen Umwegen die St. Petri Kirche an und ließen uns mit dem Fahrstuhl auf den Kirchturm hinauf fahren.

Über den Dächern von Riga
Über den Dächern von Riga

Von dort oben hatten wir einen schönen Rundumblick - nur die Ostsee war nicht zu sehen. Naja, ab morgen wird sie unser ständiger Begleiter für den Rest unserer Tour sein.

Wieder unten, gingen wir kurzentschlossen in das Schwarzhäupterhaus. Eintritt mussten wir aufgrund der Schwerbehinderteneigenschaft des Greyhounds nicht bezahlen. So machte uns die Besichtigung gleich doppelt Freude. Wenn man bedenkt, dass von diesem prachtvollen Bau nach dem Ende des 2. Weltkrieges nur noch ein paar Kellerruinen standen, macht es einen sprachlos, wie schön alles wieder geworden ist. Dieses Haus war der absolute Höhepunkt unserer heutigen Tour durch die Stadt Riga - und wenn etwas besonders schön ist, soll man aufhören. Wir stärkten und deshalb noch mit einem Eis und gingen danach ins Hotel zum Ausruhen.

Zum Abendessen gingen wir in ein nahe gelegenes usbekisches Restaurant. Aus der Vielzahl der Speisen hatten wir uns leckere Sachen ausgesucht. Beim Nachtisch hatten wir uns etwas verschätzt, denn anschließend waren wir mehr als satt. Aber insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserer Auswahl.

Mit vollen Bäuchen gingen wir zurück ins Hotel, lasen noch etwas und beendeten damit diesen interessanten Tag.

 

Sonntag, 01. September 2019

(Riga - Mersrags 95 km Fahrrad)

Heute nahmen wir Abschied von Riga. Die Route Richtung Jurmala hatten wir anders herausgesucht, aber der offizielle Radweg funktionierte noch viel besser. Zwar war die Beschilderung nicht durchgehend vorhanden, aber dennoch fanden wir uns gut zurecht. Bis nach Jurmala fuhren wir auf einem sehr schön ausgebauten Fahrradweg. Da heute Sonntag ist, waren vermehrt Fahrradfahrer unterwegs. In keinster Weise aber ist es vergleichbar mit dem Rheinradweg an einem Sonntag.

In Jurmala fuhren wir zunächst an den Ostseestrand, denn die Ostsee haben wir schon seit über einer Woche nicht mehr gesehen.

Ich bin mutig, auch wenn über mir das Schwert kreist
Ich bin mutig, auch wenn über mir das Schwert kreist
Ich checke die Lage am Strand, aber....
Ich checke die Lage am Strand, aber....
.... in Jurmala ist es uns viel zu voll
.... in Jurmala ist es uns viel zu voll

Da der Strand von Jurmala mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, waren dementsprechend viele Menschen dort. So machten wir nur ein kurzes Erinnerungsfoto und fuhren weiter. Kurz vor Kaugurciems fanden wir einen bedeutend ruhigeren Strandabschnitt, wo wir unsere Mittagspause verbrachten.

Hier fühlen wir uns schon wohler
Hier fühlen wir uns schon wohler
Natürlich gingen wir auch kurz baden. Die Wassertemperatur ist zwar sehr erfrischend, aber bei 29° im Schatten, die wir heute haben, stört uns das gar nicht.
Nach einer ausgiebigen Pause fuhren wir weiter. Die Straße lässt sich im Gegensatz zu unseren bisherigen Erfahrungen in Lettland sehr gut befahren. Es waren fast nur PKWs unterwegs. Viele von diesen waren von ihren Besitzern am Straßenrand abgestellt worden, um den Tag am Strand zu verbringen. Die Polizei hatte genug zu tun, um alle Falschparker aufzuschreiben.
Der Straßenrand ist voll von Autos, deren Besitzer am Strand sind
Der Straßenrand ist voll von Autos, deren Besitzer am Strand sind

Hinter Engure gingen wir ein zweites Mal baden. Das heutige Wetter lädt einfach dazu ein.

Ohne Worte
Ohne Worte
Am späten Nachmittag erreichten wir Mersrage. Unsere Unterkunft „Vetrasputns“ fanden wir dank unseres elektronischen Helferleins sehr schnell.
Nach dem Duschen und etwas Ausruhen gingen wir in den Garten hinunter zum Essen. Wie fast schon jeden Abend, war es sehr lecker und sehr reichlich. Wir sind gespannt, was unsere Waage daheim anzeigen wird.
Danach zogen wir uns zurück und schauten noch den heutigen TATORT. Ein sonniger Tag ging so zu Ende.

Montag, 02. September 2019

(Mersrage - Kolka 64 km Fahrrad)

Nachdem es gestern ein bißchen so klang, als gäbe es nur ein sehr eingeschränktes Frühstück, waren wir heute morgen angenehm überrascht: Neben einer opulenten und reichlich mit Tomaten und Gurken garnierten Aufschnittplatte gab es gekochte Eier, Blaubeermarmelade, Orangensaft, Skyr und leckeren Kaffee. Und das alles wurde in der Sonne serviert ! Dies genossen wir besonders - war doch für heute ein Wetterumschwung vorhergesagt.

Die ersten Kilometer war noch die Sonne unser Begleiter.

Endlose Strassen mit Wäldern rechts und links weisen uns den Weg
Endlose Strassen mit Wäldern rechts und links weisen uns den Weg

Dann aber gewannen die Wolken die Oberhand und wir hatten von kurzen sonnigen Abschnitten abgesehen überwiegend bedeckten Himmel, aus dem es einmal sogar etwas regnete. So kamen unsere Regenjacken wenigstens auch zum Einsatz. Außer uns war nur ein anderes Radreisepaar unterwegs, die aber in Polen gestartet waren und bis Riga bzw. Tallinn fahren wollten.

Kurz vor Usi machten wir einen kleinen Abstecher an die dortige Steilküste. Eine hölzerne Treppe führte an die Ostsee hinunter, die sich heute aufgrund des Windes nicht so friedlich wie gestern zeigte. Wir waren die einzigen Besucher und machten ein paar Erinnerungsfotos.

An der Nordspitze des Kaps Kolka angekommen, wärmten und stärkten wir uns mit Kaffee und Kuchen. Anschließend holten wir den Schlüssel für unsere heutige Unterkunft in Form eines Fasses ab. Das Fass steht direkt an der Ostsee, hat eine von außen verspiegelte große Scheibe und gibt uns das Gefühl, direkt am Strand zu sein.

Nachdem wir in der Information geduscht hatten, überbrückten wir die Zeit bis zum Abendessen in unserem Fass und genossen die Aussicht auf die vom Wind aufgewühlte Ostsee.

Gegen 18 Uhr hörte der Regen auf und wir gingen in das kleine Restaurant beim Parkplatz. Wir konnten nur draußen sitzen, da innen nur die Küche ist. Dank unserer Pullover und der Decken des Restaurants war es uns aber nicht kalt - und der Anflug von Frieren wurde durch die heiße Suppe bekämpft.

Nach dem Essen riß der Himmel auf und wir spazierten noch ein bißchen am Strand entlang.
Der Wind pustet immer noch stark - aber wofür haben wir Kapuzen ?
Der Wind pustet immer noch stark - aber wofür haben wir Kapuzen ?
Maus wartet während unserer Abwesenheit auf den Sonnenuntergang
Maus wartet während unserer Abwesenheit auf den Sonnenuntergang

Anschließend legten wir uns in unser Faß und schliefen beim Blick auf das Meer ein.

Dienstag, 03. September 2019
(Kolka - Ventspils 91 km Fahrrad)
Uz kurieni kafija ? Diesen Satz hatten wir uns eingeprägt, denn Frühstück gab es heute keines. Auch war die Nacht trotz des sehr romantischen Sonnenuntergangs aufgrund der dünnen Matratzen eher etwas für Fakiere denn für uns. Unsere Knochen sind mehr die weichen Unterlagen gewohnt. So wachten wir früh auf, ohne aber richtig ausgeschlafen zu sein. Unser „Frühstück“ bestand aus zwei Blätterteigschnecken vom Vortag und einem Liter Multivitaminsaft. Welch ein Unterschied zu unserem Hochzeitstag, den wir letztes Jahr in Ravenna bei unserer Tour auf der Via Claudia Augusta feiern konnten („...einem sehr leckeren Frühstück, welches keine Wünsche offen ließ sowie einer Flasche Prosecco“). Naja, holen wir den Prosecco eben heute Abend nach.
Aufgrund des frühen Loskommens war die Temperatur noch ganz schön frisch. Zudem wechselten sich Sonne und Wolken ab - die einzige Konstante war der frische Wind von vorne. Aber mit unseren langärmligen Shirts ließ sich die kühle Luft ertragen.

Der erste Ort, den wir mit dem Satz „Uz kurieni kafija ?“ im Kopf ansteuerten, war Mazirbe. Aber dort gab es niemand, den wir nach Kaffee fragen konnten. Auch war das Informationscenter nochgeschlossen, so dass wir auch nichts über das kleine Volk der hier lebenden Liven erfahren konnten.

Auch im nächsten Ort Sikrags, wo es angeblich schöne Fischerhäuser zu besichtigen geben sollte, fanden wir weder Kaffee noch Fischerhäuser. Also strampelten wir weiter und kämpften uns gegen den Wind Richtung Ventspils.
Beim Abzweig zum Leuchtturm Mikeltornis verließen wir die geteerte Straße und fuhren sogar bis zum Campingplatz, um dort ein geschlossenes Restaurant vorzufinden. Wofür haben wir uns eigentlich den Satz eingeprägt ? So machten wir ein Foto des höchsten Leuchtturms von Lettland und strampelten weiter.
Um die weitere Tour abzukürzen: Erst nach 87 Kilometern durch endlos lange Straßen und Wälder erreichten wir Ventspils und sahen den ersten Supermarkt für heute. Es gab zwar keinen Kaffee, aber Cola tat auch gut.
In Ventspils sind in der ganzen Stadt Kühe aufgestellt - ähnlich den Beethovenstatuen in Bonn. Ein besonders buntes Exemplar begrüßte uns am Ortseingang.

Unser Hotel „Viesu nams Zitari“ fanden wir schnell. Was tat die Dusche und anschließende Ruhepause nach diesem Kampf gegen den Wind gut !

Nach einem kurzen Stadtrundgang gingen wir in unserem Hotel lecker essen. Natürlich holten wir auch den Prosecco nach !
Sehr gut gesättigt beendeten wir diesen Tag mit Pläneschmieden für den morgigen Tourabschnitt.
Mittwoch, 04. September 2019
(Ventspils - Jūrkalne 49 km Fahrrad)
Trotz des stündlichen Glockenspiels vom Marktplatz haben wir nicht schlecht geschlafen. Obwohl es in der Nacht mehrfach kräftig geregnet hatte, war heute morgen wieder der Sonne-Wolken-Mix am Himmel. Auch wehte der Wind weiterhin kräftig und ließ uns nichts Gutes für die heutige Strecke ahnen.
Nach dem Frühstück schlenderten wir durch die Innenstadt und beendeten den Rundgang bei der Burg der lettischen Ritter.

Die Inneneinrichtung war zu spärlich, um sich das damalige Leben vorstellen zu können. Allerdings gab es eine Sonderausstellung zur (Reise-)Mode im 19. Jahrhundert. Diese war sehr interessant gestaltet - alleine zu sehen, wieviel Gepäckstücke jede Dame nur aufgrund der Hutschachteln hatte ! Dazu kamen noch Kleiderkisten und und und. Da reisen wir heute doch entspannter mit unserem kleinen Gepäck.

Nachdem wir alle Räume erkundet hatten, gingen wir zurück zu unserer Unterkunft und holten die Fahrräder ab.
Auf unserem Weg sahen wir immer wieder Kühe, die phantasievoll gestaltet sind
Auf unserem Weg sahen wir immer wieder Kühe, die phantasievoll gestaltet sind
Es war heute eigentlich keine lange Strecke, aber davon waren 14 Kilometer auf einer Schotterstraße mit zusätzlichem Gegenwind. Zum Glück für uns hatte es nicht so viele Wellblechabschnitte, die uns zusätzlich gebremst hätten. Dafür wurde es immer sehr staubig, sobald uns Fahrzeuge begegneten oder überholten.

„Natürlich“ gab es unterwegs kein Restaurant oder ähnliches, wo wir uns hätten stärken können. Das einzige Gebäude, was diesen Eindruck vermittelte, war die Brauerei Uzavas. Dort hätten wir aber nur Bier kaufen können - ein Restaurant gab es nicht.

So fuhren wir überwiegend durch bewaldete Abschnitte bis nach Jūrkalne durch. In diesem kleinen Ort fanden wir sofort unsere Unterkunft „Pilsbergu Krogs“. Nachdem wir unsere Lebensgeister mit Kaffee gestärkt hatten, gingen wir an die Steilküste, fotografierten und genossen die Sonne.
Es machte Spaß, durch den warmen Sand zu stürmen
Es machte Spaß, durch den warmen Sand zu stürmen
Es ist schön, hier zu sein
Es ist schön, hier zu sein

Leider war der Wind nicht nur kräftig, sondern auch kalt. Wir fröstelten deshalb, als größere Wolkenfelder die Sonne verdeckten und gingen daher in unser Zimmer zurück.

Nach dem Duschen gingen wir in das zur Unterkunft gehörende Restaurant und ließen uns gut bekochen. Und damit endete der zweitletzte Tag unserer Radtour, denn am Freitag wartet schon die Fähre auf uns.
Donnerstag, 05. September 2019
(Jūrkalne - Liepāja 76 km Fahrrad)
Nach einer ruhigen Nacht ohne Glockenspiel stärkten wir uns am Frühstücksbüffet. Es war sehr reichhaltig, aber es gab kaum Brot. Anscheinend bevorzugen die Menschen hier eher die fette Variante am Morgen. Die Bedienung stellte für uns aber ausreichend Brot hin und so konnten wir genügend Kalorien für die heutige Tour zu uns nehmen.
Hinter Jūrkalne sollte es nach unserem Reiseführer eine kleine private Bäckerei geben. Dafür fuhren wir extra über die geschotterte Straße zu dem Bauernhof, sahen dort aber nichts, was auf eine Bäckerei schließen ließ. Also war dieser Weg vergebens !
Wieder auf der Straße nach Liepāja hatten wir mit sehr starkem Wind von vorne zu kämpfen. Da tröstete uns auch nicht der Sonnenschein ! Jedesmal, wenn uns ein Lkw entgegen gekommen war, verstärkte seine Windschleppe den Gegenwind so stark, dass wir fast zum Stillstand kamen. Relativ gut fahren ließ es sich nur, wenn Wald den Wind abschwächte. Froh waren wir aber um unsere Kopftücher unter dem Helm, die unsere Ohren gegen den Wind schützten. 

Eine nette Abwechslung - wie auch schon gestern - war ein Fuchs, der neben der Straße versuchte, einen Vogel zu fangen. Leider war dies das einzige Highlight unterwegs, was uns die stupide Radelei versüßt hat.

Wie schon die Tage zuvor, gab es auch heute keine Stärkungsmöglichkeiten am Straßenrand. So mussten wir uns mit den Resten unseres Proviants über Wasser halten und gegen den Starkwind antreten.
Ab Mittag zog es sich zu und der Wind wurde unangenehm kalt. Als unsere Laune daraufhin zu kippen drohte, tauchte etwa 20 Kilometer vor Liepāja ein kleiner Supermarkt auf.
Nachdem wir uns mit belegten Brötchen, Cola und Snickers gestärkt hatten, fielen uns die restlichen Kilometer deutlich leichter.
In Liepāja angekommen, fing es zu regnen an. Glücklicherweise fanden wir eine Unterstellmöglichkeit und konnten das Ende des Regens im Trockenen abwarten.
Wir können unterstehen und das Ende des Regens abwarten
Wir können unterstehen und das Ende des Regens abwarten

Anschließend orientierten wir uns, wo morgen die Fähre ablegt und fuhren danach in unser gebuchtes Hotel „Roze“. Wir bekamen eine große Suite mit eigener Garage für die Räder. Nobel geht die Welt zu Grunde - aber nach der heutigen Quälerei haben wir uns das verdient.

Zum Abendessen gingen wir in das hoteleigene Restaurant. Auch hier hat es uns sehr gut geschmeckt. Den Abend verbrachten wir zusammen mit Matthias und Gabi, die mit ihren Rädern von Litauen nach Lettland gefahren waren und uns von ihrer Tour erzählten.

Freitag, 6. September 2019
(Liepāja - Travemünde 5 km Fahrrad)
Ungewohnt früh standen wir um 06:30 Uhr auf, da wir spätestens um 8 Uhr am Fähranleger sein müssen. Frühstück in unserem Hotel gibt es eigentlich erst ab 8 Uhr, aber netterweise wurde es uns schon um 7 Uhr bereitgestellt. So haben wir wenigstens etwas im Bauch, da es auf der Fähre erst zur Mittagszeit Essen gibt.
Den Weg zur Fähre hatten wir gestern schon erkundet und waren deshalb pünktlich am Check-In-Schalter. Nach einer kurzen Formalität konnten wir an Bord der STENA GOTHICA gehen. Sie ist viel kleiner als und nicht so modern ausgestattet wie unsere Fähre nach Helsinki. Zu unserer großen Freude bekamen wir an Bord anstelle der beiden gebuchten Einzelkabinen eine Doppelkabine zugewiesen.
Gleich legen wir ab
Gleich legen wir ab

Überpünktlich legten wir ab. Aufgrund des sehr kräftigen Windes hatten wir starken Seegang, der unser Schiff häufiger erzittern ließ.

Punkt 12 Uhr deutscher Zeit gab es für eine Stunde lang Mittagessen. Das Angebot war ein Bruchteil des Angebotes unserer Fährfahrt nach Helsinki. Wir wurden satt, aber ein Highlight war es nicht. Nachtisch gab es auch keinen.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Lesen. Obwohl sich das Schiff im Seegang deutlich bewegte, wurde uns nicht schlecht.

Um 18 Uhr gab es auch wieder eine Stunde lang Abendessen. Das Angebot war wie schon beim Mittagessen übersichtlich - aber wir hatten nichts anderes erwartet. Anschließend saßen wir noch mit Matthias und Gabi zusammen und unterhielten uns über unsere Urlaubserlebnisse. So endete der letzte Abend unserer Radtour durch Estland und Lettland. Morgen Mittag werden wir in Travemünde ankommen, nach Hause fahren und wieder in den Alltag eintauchen.

Unser Fazit für die Tour nach insgesamt 1.213 Kilometern durch Estland und Lettland:

Während wir in Estland gute bis sehr gute Fahrradwege hatten, hat Lettland in dieser Beziehung noch großen Nachholbedarf. Es macht einfach keinen Spaß, stundenlang auf staubigen nicht asphaltierten Wellblechpisten zu fahren.

Die Versorgungslage ist in beiden Ländern nahezu gleich: Supermärkte bzw. kleine Läden findet man auf dem Land so gut wie nicht. Wir hatten deshalb immer ausreichend Wasser und Snacks dabei.

Estland hat ein Pfandsystem für leere Flaschen und Büchsen, Lettland nicht. Die Straßenränder in Lettland sind deshalb von weggeworfenen Flaschen und Büchsen gesäumt. Hoffentlich ändert sich dies bald !

Zu den sehr langen geraden Strecken durch die endlosen Wälder gibt es zwei Meinungen: Für die einen ist es Erholung für die Seele, für die anderen langweilig.

Helsinki, Tallinn und Riga, aber auch Tartu, Cēsis und Ventspils sind eine Reise wert. Natürlich kann man in den genannten Städten auch mehrere Tage verbringen, aber für einen Überblick reichte uns die eingeplante Zeit.

Am Peipussee entlang gibt es zwar so gut wie keine Fahrradwege oder wenig befahrene Landstraßen (mit Ausnahme durch die Dörfer der Altgläubigen). Aber auf der stark befahrenen Bundesstraße A 3 kamen wir problemlos voran. LKW‘s hielten in der Regel einen ausreichenden Sicherheitsabstand.

Insgesamt sind beide Länder noch keine klassischen Ziele für Radreisen, was sich in der Anzahl der wenigen Radler zeigt, die uns begegnet waren. Aber mit guten Rädern und etwas Abenteuerlust sind sie auf jeden Fall zu empfehlen.